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Video-Rede des Außenministers Russlands, Sergej Lawrow, auf der Internationalen Afghanistan-Konferenz am 24. November 2020 in Genf

2040-24-11-2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

2020 wurde für uns alle das Jahr der Hoffnung darauf, dass in Afghanistan in absehbarer Zukunft der bewaffnete Konflikt beendet werden, ein langfristiger, nachhaltiger Frieden erreicht werden kann. Ausgehend davon begrüßte Russland das Abkommen zwischen der Taliban-Bewegung und den USA vom Februar, das den Weg dafür ebnete, dass bereits im September dieses Jahres der zwischenafghanische Dialog eingeleitet werden konnte.

Russland unternahm zwischen 2018 und 2019 viele Anstrengungen, um entsprechende Bedingungen, eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen den afghanischen Seiten zu schaffen. Ich möchte daran erinnern, dass gerade in Moskau im Rahmen des so genannten Moskauer Formats im November 2018 die Delegationen der Taliban und des Höchsten Rats für Frieden, der faktisch die Regierung Afghanistans vertritt, sich erstmals an einen Verhandlungstisch in Beisein der Beobachter aus Dutzend Ländern der Region und der USA setzten. Zudem fanden in Moskau auf Initiative der in Russland lebenden afghanischen Diaspora im Februar 2019 im Rahmen des zwischenafghanischen Dialogs die ersten Konsultationen der Taliban mit einer inklusiven Delegation afghanischer Politiker statt.

Für Beunruhigung sorgt weiterhin die sich verschlechternde Lage im Sicherheitsbereich, besonders im Norden Afghanistans, wo Einheiten aus ISIL-Extremisten gebildet werden und weiterhin versucht wird, ein Aufmarschgebiet für die Expansion in Zentralasien zu schaffen, sowie auf einem hohen Niveau Drogen produziert werden, mit denen lokale und internationale Terroristen finanziell unterstützt werden.

Die aktuellen Umstände diktieren die akute Notwendigkeit davon, dass die Gruppen der Verhandelnden von der Regierung Afghanistans und der Taliban, die derzeit in Doha tagen, schnellstmöglich die Abstimmung aller Prozedur-Fragen abschließen. Wir rufen die beiden sich gegenseitig bekämpfenden Seiten, Vertreter aller afghanischen ethnopolitischen Kräfte, externen Akteure, die an der Stabilisierung der Situation im Lande interessiert sind, das Ende des jahrelangen innenafghanischen Kriegs und die Wiederherstellung Afghanistans als einen friedlichen, unabhängigen und selbstständigen Staat, der frei von Terrorismus und Drogen ist, zu fördern.

Wir sind auf die Förderung der zwischenafghanischen Verhandlungen im Format der so genannten „erweiterten Troika“ unter Beteiligung Russlands, der USA, Chinas und Pakistans abgezielt. Im Weiteren schließen wir die Einladung anderer Partner zu dieser Arbeit nicht aus.

Nach einem erfolgreichen Abschluss des Verhandlungsprozesses werden von der internationalen Gemeinschaft aktive Schritte nötig sein,  um die Entwicklung Afghanistans in der Post-Konfliktphase voranzutreiben. Russland wird bereit sein, entsprechende Unterstützung sowohl in den traditionellen Richtungen – Kampf gegen  Terrorismus und Drogenkriminalität, militärtechnische Zusammenarbeit, Ausbildung der Afghanen in spezialisierten und zivilen Fachrichtungen, humanitäre Hilfe - als auch in neuen Bereichen, die vom gegenseitigen Interesse sind, zu leisten.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

 

 

 


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