Rede des Außenministers Russlands, Sergej Lawrow, bei der Wirtschaftskonferenz „Russland-Afrika“ am 20. Juni 2019 in Moskau
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich weiß sogar nicht, ob ich nach solchen Einführungsworten etwas noch hinzufügen kann, doch ich werde mich bemühen.
Sehr geehrter Herr Oramah,
Freunde,
Kollegen,
Ihre Exzellenzen,
Herren Minister,
Ich freue mich, die Teilnehmer der Wirtschaftskonferenz „Russland-Afrika“ zu begrüßen, die im Rahmen der 26. Allgemeinen Versammlung der Aktionäre der Afrikanischen Export- und Importbank stattfindet. Allererst möchte ich mich aufrichtig bei Benedict Oramah für die Wahl Moskaus als Plattform zur Durchführung der Versammlung der Aktionäre der Bank bedanken. Soweit ich weiß, wird solche Veranstaltung von der Afreximbank außerhalb des afrikanischen Kontinents zum zweiten Mal ausgetragen.
Wir sehen darin das Zeichen eines hohen Vertrauensniveaus zwischen Russland und den Staaten Afrikas. Die Beziehungen zwischen uns sind traditionell freundschaftlich, sie entwickeln sich auf Prinzipien der Gleichberechtigung, gegenseitigen Respekts und Berücksichtigung der jeweiligen Interessen. Unser Land beteiligte sich nie an kolonialen Invasionen in der Region, befasste sich nicht mit der barbarischen Ausplünderung ihrer Ressourcen. Im Gegenteil, es trat immer gegen verschiedene Erscheinungen von Rassismus ein, leistete umfangreiche Unterstützung für afrikanische Völker bei ihrem Kampf gegen Kolonialismus und nach dem Erhalt der Unabhängigkeit durch sie half bei der Aufstellung und Festigung der Staatlichkeit, Entwicklung der Nationalwirtschaften.
Heute sind die Staaten Afrikas unsere wichtigen internationalen Partner bei der Verteidigung der Werte der Wahrheit und Gerechtigkeit auf der Weltarena, strikter Einhaltung der Völkerrechtsnormen, Respekt der zivilisatorischen Identität jedes Volkes, Respekt des von ihnen gewählten Wegs der Entwicklung. Unsere Staaten - Gegner der einseitigen Sanktionen, Zwangsmaßnahmen und Handelskriege – treten kontinuierlich dafür ein, damit das Welthandelssystem einen gerechten Charakter hat und die Früchte der Globalisierung von allen Ländern ohne Ausnahme und nicht einer engen Gruppe der Staaten genutzt werden können.
Mit der Stütze auf jahrelange gesammelte Erfahrungen der schöpferischen Partnerschaft bewegen wir uns sicher auf dem Wege der umfassenden Erweiterung der russisch-afrikanischen Verbindungen. Es intensivierte sich der politische Dialog, darunter auf dem höchsten Niveau. Es intensivierten sich interparlamentarische Verbindungen – wir erwarten zahlreiche afrikanische Gäste beim zweiten Internationalen Forum zur Entwicklung des Parlamentarismus und bei der Parlamentskonferenz „Russland-Afrika“, die vom 1. bis 3. Juli dieses Jahres in Moskau stattfinden.
Es entwickeln sich Kontakte zwischen verschiedenen Ministerien und Diensten, darunter zwischen außenpolitischen Diensten. Russland unterstützt sowohl via bilaterale Kanäle, als auch als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats weiterhin afrikanische Freunde bei ihrem Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität, andere grenzübergreifende Bedrohungen. Wir leisten den Beitrag zu den Anstrengungen zur Regelung der Krisen und Konflikte auf dem Kontinent auf Grundlage des in der Afrikanischen Union formulierten Prinzips „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“. Dabei soll die internationale Gemeinschaft die Vereinbarungen unterstützen, die die Afrikaner ausarbeiten, sie moralisch, politisch, finanziell und materiell unterstützen. Im Rahmen der internationalen Programme leisten wir auf bilateraler Grundlage humanitäre Unterstützung für die Länder des Kontinents, die in Folge von Krisen und Militärkonflikten, Naturkatastrophen, Pandemien leiden. Wir bilden afrikanische Fachkräfte an den russischen Bildungsanstalten auf Kosten des Staatshaushalts in bürgerlichen Fachrichtungen, im Rahmen des Verteidigungsministeriums Russlands, der Rechtsschutz- und Sicherheitsorgane sowie im Bereich Friedensstiftung aus.
Liebe Freunde,
das dank unseren gemeinsamen Bemühungen gelegte Fundament der russisch-afrikanischen Freundschaft schafft gute Voraussetzungen für den Ausbau der Handels-, Wirtschafts- und Investitionsaustausche, für die Erweiterung der Kooperation im Bankwesen, für die Förderung von beiderseitig nützlichen Projekten auf dem Territorium afrikanischer Staaten.
Auf diesem Weg wurden bereits gewisse Fortschritte gemacht: Der Handelsumsatz wächst und hat sich im vorigen Jahr auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar belaufen. Seine Nomenklatur wird diversifiziert. Unter direkter finanzieller Unterstützung Russlands werden in verschiedenen afrikanischen Ländern große Projekte auf diversen Gebieten umgesetzt. Da kann ich den Bau des ersten in Ägypten Kernkraftwerkes, die Einrichtung einer Russischen Industriezone sowie Projekte erwähnen, die von solchen „Kapitänen“ der russischen Geschäftskreise wie Rosneft, Lukoil, Rosgeologija, Gazprom, ALROSA, Vi Holding, Global Resources, Renova usw. umgesetzt werden.
Ich bin überzeugt, dass den Interessen der langfristigen Handels- bzw. Wirtschaftsbeziehungen zwischen russischen Unternehmern und ihren afrikanischen Kontrahenten das Zusammenwirken mit der Afreximbank entsprechen wird, deren Mitbesitzer das Russische Exportzentrum wurde.
Ich möchte auch das enge Zusammenwirken mit vielen afrikanischen Partnern auf multilateralen Wirtschaftsplattformen hervorheben, wobei es unter anderem um die Stabilisierung des globalen Kohlenwasserstoffmarktes im OPEC+-Format und im Rahmen des Forums der Gas exportierenden Länder geht.
Sehr geehrte Kollegen,
für einen zusätzlichen Ansporn des ganzen Komplexes unseres Zusammenwirkens, darunter im Handels- und Wirtschaftsbereich, wurde die gemeinsame Entscheidung getroffen, das erste Russland-Afrika-Gipfeltreffen zu organisieren, das im Oktober in Sotschi unter der Ägide des Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, und des Präsidenten Ägyptens, Abd al-Fattah as-Sisi, der zugleich der Vorsitzende der Afrikanischen Union ist, stattfindet. Wir erwarten dabei Staats- und Regierungsoberhäupter von afrikanischen Ländern, Leiter der Afrikanischen Union und anderer führender subregionaler Organisationen.
Gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden arbeiten wir weiterhin an der Tagesordnung des Gipfels. Wir rechnen damit, dass auch die Afreximbank ihren Beitrag zur inhaltlichen Füllung des wirtschaftlichen Aspekts des Programms leisten wird, das ohnehin sehr solide ist.
Im Rahmen dieses wirklich wichtigen und beispiellosen Treffens soll ein umfassender Kreis von internationalen Fragen erörtert werden. Die Teilnehmer werden die Wege zur Vertiefung der russisch-afrikanischen Kooperation auf ganz verschiedenen Gebieten besprechen – von der Politik bis zur Kultur. Am Rande des Gipfels sowie im Rahmen des Wirtschaftsforums „Russland-Afrika“, das am Vortag stattfindet, ist die Unterzeichnung einer ganzen Reihe von bi- und multilateralen Dokumenten geplant, darunter von zwischenstaatlichen und interministeriellen Abkommen und Handelsverträgen.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und rufe die verehrten Teilnehmer der Konferenz auf, sich an den in Sotschi geplanten Veranstaltungen aktiv zu beteiligen.
Ich möchte Ihnen heute eine erfolgreiche Arbeit und Ihren Ländern und Völkern Frieden und Gedeihen wünschen.