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Rede und Antworten des Außenministers der Russischen Föderation, Sergej Lawrow, auf der Pressekonferenz zu den Ergebnissen der Tätigkeit der russischen Diplomatie 2024, Moskau, 14. Januar 2025

18-14-01-2025

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich möchte allen Anwesenden zum Neuen Jahr gratulieren und allen, die Weihnachten feiern, frohe Weihnachten wünschen. Denjenigen, die das Leben auch in diesen Tagen, wie immer, mit gutem Humor betrachten, gratuliere ich zum gestrigen Alten Neujahr, das uns sicherlich auch viele frohe Ereignisse neben den unvermeidlichen „allgemeinen Angelegenheiten“ gebracht hat, über die wir heute hauptsächlich sprechen werden.

Die grundlegenden Einschätzungen der internationalen Lage, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat, sowie unserer Handlungen, des Kurses, Ziele auf der internationalen Bühne wurden ausführlich von Russlands Präsident Wladimir Putin während seiner großen Pressekonferenz am 19. Dezember 2024 dargelegt. Darüber hinaus hat er regelmäßig internationale Themen in anderen Reden angeschnitten, darunter bei der Sitzung des Diskussionsklubs „Waldai“ und zu anderen Anlässen. Ich werde nicht ausführlich auf die Ereignisse eingehen, die das internationale Leben bestimmten und den Kern unserer Arbeit sowie unserer Initiativen ausmachten.

Ich würde daran erinnern, wir sprechen schon lange darüber, dass die aktuelle historische Etappe eine Zeit (möglicherweise sogar eine Epoche) des Konfrontation zwischen denen darstellt, die die grundlegenden Prinzipien des Völkerrechts verteidigen (und der Ordnung, die sich nach dem Sieg über den Nazismus und den japanischen Militarismus im Zweiten Weltkrieg bildete) und im wichtigsten völkerrechtlichen Dokument verankert wurden (Charta der Vereinten Nationen), und jenen, denen diese Charta nicht mehr passt, die nach dem Ende des Kalten Krieges beschlossen, dass „alles erledigt ist“, dass der Hauptkonkurrent – die Sowjetunion – und der damit verbundene sozialistische Block für immer „besiegt“ seien. Sie kamen zum Schluss, dass man sich von nun an nicht nach der Charta der Vereinten Nationen, sondern nach den Wünschen des „politischen Westens“, bestehend aus den Verbündeten der USA in Asien (Japan, Australien, Neuseeland, Südkorea), richten soll. Wir nennen sie den „kollektiven Westen“, und sie haben beschlossen, dass fortan keine Abstimmung mit einem starken Konkurrenten, wie es die Sowjetunion war, mehr erforderlich sei und sie alle Fragen eigenständig lösen würden, während sie den anderen ihre Entscheidungen aufzwingen. So funktionierte das Parteisystem in der Sowjetunion (Politbüro, Zentralkomitee, Regional- und Bezirkskomitees u.s.w.).

Damals hatte China noch nicht die riesengroßen wirtschaftlichen und politischen Fortschritte erzielt, die wir heute beobachten, und der Westen stieß daher auf keinen ernsthaften Widerstand. Präsident Putin hat mehrmals ausführlich, unter anderem durch die Erläuterung der wahren Ursachen des Beginns der militärischen Spezialoperation in der Ukraine, erklärt, dass wir gezwungen waren, einen Angriff, einen Krieg abzuwehren, der von diesem „kollektiven Westen“ begonnen wurde, mit dem Hauptziel, den weiteren Konkurrenten zu unterdrücken, zu dem wieder Russland auf der internationalen Bühne wurde. Ich werde nicht ausführlich diese Gründe auflisten. Ihr Hauptziel bestand darin, unser Land geopolitisch zu schwächen, indem direkte militärische Bedrohungen nicht irgendwo in Übersee, sondern unmittelbar an unseren Grenzen, auf indigenen russischen Territorien, die von russischen Zaren und ihren Mitstreitern gebildet und entwickelt worden waren, geschaffen wurden. Man versuchte, unser strategisches Potential zu untergraben und dieses so weit wie möglich zu entwerten. Der zweite Grund ist auch eng mit der Geschichte dieser Gebiete verbunden. Es geht nicht nur um das Land, sondern vor allem um die Menschen, die in diesen Gebieten über Jahrhunderte hinweg lebten, sie entwickelten, Städte, Fabriken und Häfen bauten. Diese Menschen wurden vom ukrainischen Regime, das durch einen verfassungswidrigen Staatsstreich an die Macht kam, einfach als „Terroristen“ bezeichnet. Als sie sich weigerten, dieses Regime zu akzeptieren, begann ein umfassender Angriff auf alles Russische, das seit Jahrhunderten den Kern dieser Gebiete ausmachte, wo sich Menschen weigerten, sich den neuen Nazis zu unterordnen.

Derzeit erleben wir den Höhepunkt dieser „Schlacht“. Ich bin sicher, dass zu diesem Thema Fragen gestellt werden, und werde deshalb nicht auf Details eingehen. Ich möchte jedoch nochmals die zentralen Widersprüche der aktuellen historischen Phase hervorheben: zwischen jenen, die für Multipolarität, die UN-Charta, das Prinzip der souveränen Gleichheit der Staaten eintreten, was von allen, die es ratifizierten, erfordert, ihren Willen nicht aufzudrängen, sondern die Richtigkeit zu beweisen und nach Gleichgewicht der Interessen zu suchen und jenen, die versuchen, ihre eigenen Interessen ohne Rücksicht auf andere durchzusetzen. Sie gewährleisten die völkerrechtliche Grundlage für ein gerechtes internationales System, das oft als „Jalta-Potsdam-System“ bezeichnet wird. Manche halten dieses System für eine vergangene Ära, auch unsere Politologen. Doch ich würde dieser Einschätzung nicht ganz zustimmen. Der völkerrechtliche Kern des Jalta-Potsdam-System benötigt keine „Reparatur“ – das ist die UN-Charta, sondern muss vollständig umgesetzt werden. Und zwar nicht selektiv, wie ein Menü, aus dem man sich aussucht, was gerade passt, sondern in ihrer Gesamtheit. Alle Prinzipien der Charta sind bereits in der Deklaration über die Prinzipien des Völkerrechts, die freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen den Staaten gemäß der UN-Charta betreffen, eindeutig verankert. Und niemand hat dem widersprochen.

Ich wiederhole: Die andere Seite, die heute der Multipolarität und der Bewegung für Multipolarität entgegensteht, geht davon aus, dass nach dem Ende des Kalten Krieges die UN-Charta für sie keine „Geltung“ mehr hat, da sie ihre eigene Charta aufgestellt hat. Mit ihrer „westlichen Satzung“, die sie als „die auf Regeln beruhende Weltordnung“ bezeichnen (obwohl niemand diese Regeln je gesehen hat), mischen sie sich überall ein – in jedes Kloster, jede Moschee, jeden buddhistischen Tempel und jede Synagoge. Darin sehen wir den größten Widerspruch.

Der Wunsch, sich nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Zusammenbruch der Sowjetunion als Richter über die Schicksale zu erklären, hat immer noch eine enorme Trägheit. Das überrascht und beunruhigt mich ein wenig. Denn jeder vernünftige Politiker sollte verstehen, dass sich die Zeiten in den letzten 30-35 Jahren radikal verändert haben. Der Widerstand gegen das westliche Diktat hat sich wiederbelebt – jedoch nicht mehr in der Gestalt der Sowjetunion, sondern durch aufsteigende neue Wirtschaften und Finanzzentren in China, Indien, ASEAN, in der arabischen Welt, CELAC. Dazu gehört auch das neue Russland, gemeinsam mit seinen Verbündeten in der EAWU, der GUS und der OVKS. Hinzu kommen Organisationen wie die SOZ, BRICS und viele andere schnell wachsende und wirtschaftlich erfolgreiche Bündnisse in allen Regionen der Welt, in den Ländern des Globalen Südens, oder, korrekter gesagt, der globalen Mehrheit. Es gibt bereits eine neue Realität, starke Konkurrenten, die in Wirtschaft, Finanzen und Sport auf ehrliche Weise konkurrieren möchten. Doch der Westen (zumindest seine heutigen Eliten) scheint nicht in der Lage zu sein, die Trägheit seines „totalen Überlegenheit“ und „Ende der Geschichte” zu überwinden. Stattdessen rutscht er auf einer schiefen Ebene ab, indem er versucht, seinen Konkurrenten überall zu unterdrücken, einschließlich der Wirtschaft. Heute zum Beispiel haben die USA ein neues Sanktionspaket im Bereich Mikrochips künstlicher Intelligenz angekündigt, das auch den Export in NATO- und EU-Mitgliedstaaten verbietet. Es ist offensichtlich, dass die USA keinen Wettbewerb in irgendeinem Bereich zulassen möchten – angefangen bei der Energiebranche, wo sie bereit sind, Terroranschläge zur Zerstörung der Grundlage des Energiewohlstandes der EU zu billigen, bis hin zur Ermutigung ihrer ukrainischen Schutzherren, nach den „Nord Stream“-Pipelines auch die „Turkish Stream“-Pipeline außer Betrieb zu setzen. Der Verzicht auf fairen Wettbewerb in der Wirtschaft und die Nutzung unfairer und aggressiver Methoden zur Unterdrückung von Konkurrenten zeigt sich deutlich in der Sanktionspolitik, die die USA und ihre Verbündeten als Grundlage ihrer Handlungen in der internationalen Arena nutzen, nicht nur gegenüber Russland. Auch gegenüber China werden Sanktionen eingeführt. Und sogar gegenüber ihren eigenen Verbündeten, sobald auch nur der geringste Verdacht aufkommt, dass jemand etwas günstiger produzieren oder effektiver auf den internationalen Markt bringen könnte.

Im Bereich Sport sehen wir eine ständige Verzerrung von fairem Wettbewerb zugunsten der Interessen eines Landes, das sich als Sieger in allem erklärt hat.

Wenn Donald Trump nach seinem Amtseintritt Amerika noch größer macht, müssen wir genau beobachten, welche Methoden zur Erreichung dieses Ziels, das von Präsident Donald Trump erklärt wurde, angewendet werden.

Ich habe genannt, was wir als größten Widerspruch der jetzigen Zeit bezeichnen. Ich bin bereit, Ihnen zuzuhören und die Fragen zu beantworten.

Frage (übersetzt aus dem Englischen): Die Rückkehr von Donald Trump hat Diskussionen über einen möglichen „Deal“ zur Ukraine wiederbelebt. Glauben Sie, dass er einen solchen Deal tatsächlich abschließen und auf eine Einigung eingehen könnte? Zu welchen Zugeständnissen wäre Russland bereit, um ein Abkommen zu erreichen?

Wie ist Ihre Reaktion auf Trumps jüngsten Verzicht, den Einsatz militärischer Stärke zum Erwerb Grönlands auszuschließen? Wie würden Sie reagieren, wenn Donald Trump tatsächlich so vorgehen würde?

Sergej Lawrow: Sowie ich verstehe, gibt es bereits einige konkrete Initiativen, die unmittelbar nach der Amtseinführung von Donald Trump umgesetzt werden sollen. Zumindest, was ich gesehen habe, das sind Initiativen zur Aufnahme von Verhandlungen mit Dänemark über den Kauf Grönlands.

Gleichzeitig hören wir die Erklärungen des grönländischen Premierministers Múte B. Egede, wonach die Grönländer besondere Beziehungen zu Kopenhagen haben und weder Dänen noch Amerikaner sein, sondern Grönländer bleiben möchten. Ich denke, dass man zunächst den Grönländern zuhören sollte.

Ebenso wie wir, als Nachbarn anderer Insel, Halbinsel und Gebiete, den Menschen auf der Krim, im Donbass und in Noworossija zugehört haben, um ihre Haltung gegenüber dem durch einen verfassungswidrigen Staatsstreich an die Macht gekommenen Regime zu erfahren, das von den Bewohnern von der Krim, Noworossija und Donbass nicht akzeptiert wurde.

Das entspricht genau dem, was ich zu Beginn erwähnt habe – dem Recht der Nationen auf Selbstbestimmung. In den Fällen, wenn eine Nation als Teil eines größeren Staates meint, dass sie sich in diesem Staat unwohl fühlt und sie Selbstbestimmung gemäß der UN-Charta anstrebt, ist ein großer Staat verpflichtet, keinen Widerstand zu leisten, keine Hindernisse zu bereiten. Nicht so, wie die Spanier mit Katalonien vorgingen, nicht so, wie die Briten mit Schottland umgehen. Wenn eine Nation als Teil eines anderen Staates solches Streben zum Ausdruck bringt, kann er ihr Recht nutzen.

Das Völkerrecht ist in der UN-Charta und in der Erklärung der Generalversammlung verankert. Dort steht geschrieben, dass alle die territoriale Integrität des Staates, dessen Regierung die ganze Bevölkerung, die in einem entsprechenden Gebiet lebt, vertritt, respektieren sollen. Wenn Grönland meint, dass Kopenhagen seine Interessen und die Interessen seiner Bevölkerung nicht vertritt, tritt das Recht auf Selbstbestimmung dann wohl in Wirkung.

Genau so wie das Recht auf Selbstbestimmung die völkerrechtliche Grundlage der Dekolonisation in den 1960er- und 1970er-Jahren bildete. Damals haben die indigenen afrikanischen Völker verstanden, dass die Kolonisatoren, die sie lenken, nicht ihre Interessen bzw. Interessen der Bevölkerung vertreten.  Damals wurde das Recht der Nationen auf Selbstbestimmung erstmals in voller Übereinstimmung mit der UN-Charta, aber nicht vollständig, umgesetzt. Heute gibt es in der Welt 17 nicht-selbstverwaltende Gebiete. Es gibt den UN-Sonderausschuss für Dekolonisation, der jedes Jahr tagt, die Notwendigkeit bestätigt, den Prozess der Dekolonisation abzuschließen. Es wurden zahlreiche Resolutionen über die Insel Mayotte, die die Franzosen trotz UN-Beschlüsse an den Staat Komoren nicht übergeben wollen, verabschiedet. Es bestehen Fragen hinsichtlich der Dekolonisation von Mauritius u.v.m.

Dennoch existiert das Recht der Nationen auf Selbstbestimmung. Es wurde im Rahmen der Dekolonisation umgesetzt und bildet die völkerrechtliche Grundlage für den Abschluss dieses Prozesses (ich spreche von den 17 nicht-selbstverwaltenden Gebieten).

Das Recht der Nationen auf Selbstbestimmung war auch die Grundlage für die Entscheidungen der Einwohner der Krim im Jahr 2014 sowie der Einwohner von Noworossija und Donbass im Jahr 2022. Ebenso wie die afrikanischen Völker ihre Interessen nicht von den Kolonisatoren vertreten sahen, konnten auch die Menschen auf der Krim, im Donbass und in Noworossija die 2014 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommenen Nazis nicht als Vertreter ihrer Interessen betrachten. Diese Nazis erklärten unmittelbar nach ihrer Machtergreifung, dass sie den Status der russischen Sprache in der Ukraine abschaffen würden. Und sie taten es. Bereits lange vor Beginn der militärischen Spezialoperation verabschiedeten sie ein Gesetz, das die russische Sprache verbot. Im Westen, der bei jeder Gelegenheit die Menschenrechte beschwört, hat niemand darauf reagiert.

Übrigens sind die Menschenrechte ebenfalls Bestandteil der UN-Charta. Im Artikel 1 heißt es, dass die Menschenrechte unabhängig von Rasse, Geschlecht, Sprache und Religion von allen respektiert werden müssen. In der Ukraine wurde die russische Sprache total verboten, ebenso wie die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche. Niemand schenkt diesen groben Verletzungen der UN-Charta Aufmerksamkeit. Obwohl der Westen sich, wie wir sagen, an den Menschenrechten wie an einem „heiligen Text“ festklammert. Doch in diesem Fall, wo das Alltagsleben der Menschen ruiniert wird, und man ihre gesamte Geschichte und Tradition auslöschen will, schweigen alle.

Wenn Donald Trump, sobald er Präsident wird, seine Haltung zur Ukraine endgültig formuliert, werden wir diese analysieren. Alles, was derzeit gesagt wird, ist Teil der Vorbereitungen auf seine Amtseinführung und auf ernsthafte Angelegenheiten. Wie Donald Trump selbst sagte, ist es eine Vorbereitung auf den Einzug ins „Büro“. Er versteht, dass er zuerst ins Oval Office „einziehen“ muss.

Alles, was im letzten Jahr besprochen wird, hat mehrere Aspekte. Der Fakt, dass die Menschen begonnen haben, die Realitäten „auf dem Boden“ mehr zu erwähnen, ist wohl zu begrüßen. Mike Waltz, der, soweit ich verstehe, Sicherheitsberater werden soll, und Präsident Donald Trump selbst erwähnten in einem großen Interview die Ursachen des Konflikts, insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung des Kiewer Regimes in die NATO, entgegen den Vereinbarungen, die im Rahmen der sowjetisch-amerikanischen und später russisch-amerikanischen Vereinbarungen und Beziehungen, sowie in der OSZE erreicht wurden. Dort wurde durch Konsens auf höchster Ebene, einschließlich durch Präsidenten, auch Präsident Barack Obama im Jahr 2010, festgeschrieben, dass kein Land bzw. Organisation im OSZE-Raum die Dominanz beanspruchen und dass kein Land seine Sicherheit auf Kosten der Sicherheit anderer stärken wird. Die NATO hat genau das getan, was sie versprochen hatte, nicht zu tun. Donald Trump hat darüber gesprochen. Zum ersten Mal hat nicht nur ein amerikanischer, sondern überhaupt ein westlicher Anführer ehrlich zugegeben, dass die NATO gelogen hat, als sie zahlreiche Vereinbarungen mit unserem Land und im Rahmen der OSZE unterzeichnete. Diese Vereinbarungen wurden lediglich als Deckmantel genutzt, während die NATO sich zu unseren Grenzen bewegte, Abkommen über die Bedingungen, unter denen Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde, verletzte, militärische Infrastruktur an unsere Grenzen verlegte, militärische Stützpunkte, einschließlich Marinestützpunkte auf der Krim und im Asowschen Meer, plante. All das ist gut bekannt.

Dass diese Ursache endlich, nach unseren monatelangen, sogar zweijährigen Hinweisen, im amerikanischen „Narrativ“ Fuß fasst, ist gut. Doch bisher sind weder im „Narrativ“ noch im Diskurs die Rechte der Russen zu hören, deren Sprache, Kultur, Bildung, Medien und kanonische Religion in der Ukraine gesetzlich verboten wurden. Es wird keine ernsthaften Gespräche geben, solange der Westen vorgibt, dass dies normal sei.

Wenn die scheidende US-Administration vertreten durch Außenminister Antony Blinken und Sicherheitsberater Jake Sullivan erklärt, dass sie sicher sind, dass das „neue Weiße Haus“ die Politik der Unterstützung der Ukraine fortsetzen wird, was bedeutet das? Ein Vermächtnis, um weiterhin alles Russische auszurotten? Das ist keine „einfache“ Angelegenheit. Es ist eine sehr gefährliche Angelegenheit. Dies zeugt vom Nazismus als eine Form der Umsetzung der Außenpolitik. Oder von der Förderung der Nazis, um die Außenpolitik gegen ein Land durchzusetzen, das die Vereinigten Staaten eindämmen und daran hindern wollen, Wettbewerbsvorteile zu erlangen.

Wir werden auf konkrete Initiativen warten. Präsident Wladimir Putin hat mehrmals gesagt, dass er zu Treffen bereit ist. Bisher gab es jedoch keine Vorschläge. Präsident Donald Trump sagte anschließend, dass Wladimir Putin sich treffen wolle. Ich denke, Treffen sind notwendig, aber zuerst muss man ins „Büro einziehen“.

Frage: Das Jahr 2024 war ein Jahr, in dem in verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere in Europa, unversöhnliche rechtsextremen, faktisch nazistische politische Kräfte stärkere Positionen bekommen, die jegliche Rationalität ablehnen und alle Prinzipien der Multilateralität, des friedlichen Zusammenlebens, der Souveränität der Staaten und der Selbstbestimmung der Völker über Bord werfen. Wie schätzt Russland diese neuen sozialpolitischen Tendenzen ein? Welche realen Möglichkeiten gibt es, diese Situation zu ändern?

Sergej Lawrow: Ich möchte präzisieren. Sie sagten - rechtsradikale Kräfte, die Gleichberechtigung und das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker vollständig ablehnen. Wo genau? Meinen Sie, im Westen?

Frage: Im Westen, in Westeuropa, in Deutschland, in Frankreich. Also rechtsradikale Kräfte, die aktiver geworden sind.

Sergej Lawrow: Meinen Sie die „Alternative für Deutschland“ und der „Front National“?

Frage: Unter anderem, ja.

Sergej Lawrow: „Das Bündnis Sarah Wagenknecht“?

Frage: Nein.

Sergej Lawrow: Die „Alternative für Deutschland“ und der „Front National“ sind systemische Parlamentsparteien. Sie werden von Menschen gewählt, und der Anteil der Wählerstimmen für sie steigt.

Ich habe sowohl mit Vertretern der AfD als auch mit Vertretern des „Front National“ gesprochen. Ehrlich gesagt, kann ich sie nicht beschuldigen, gegen das Recht der Völker auf Selbstbestimmung zu sein. Meiner Meinung nach ist es genau das Gegenteil. Sowohl die AfD als auch das „Bündnis Sarah Wagenknecht“ und der „Front National“ in Frankreich wollen, dass die nationale Selbstbestimmung und das Selbstbewusstsein der Deutschen und Franzosen wiederhergestellt werden. Denn sie sind der Meinung, dass ein erheblicher Teil davon von der Brüsseler Bürokratie usurpiert wurde. In diesem Zusammenhang fällt es mir schwer, dies zu kommentieren.

Ich würde auch nicht behaupten, dass sie destruktive Programme vorlegen. Wenn Sie mir konkrete Beispiele nennen, kann ich sie kommentieren.

Mitglieder der „Alternative für Deutschland“ nehmen bei uns regelmäßig an politischen Talkshows im Fernsehen teil. Sie äußern Gedanken, die in erster Linie darauf abzielen, Probleme in den russisch-deutschen Beziehungen zu überwinden. Sie besprechen bekannte Fakten, die über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, das Bestreben der Angelsachsen illustrieren, eine Vereinigung der Potenziale von Russland und Deutschland zu verhindern.

Ich sehe viel Rationales in dem, was sie sagen. Wenn Sie also konkrete Beispiele haben, die Sie zu solchen Einschätzungen gebracht haben, werde ich versuchen, diese zu kommentieren.

Frage: Ich habe noch eine deutsche SIM-Karte in meinem Handy. Die von Ihnen erwähnten Sperrungen, die in Deutschland gegen russische Ressourcen bestehen, sind immer noch aktiv. Sie sind fest mit der Nummer verknüpft.

Aber es geht nicht nur um Sperrungen, sondern auch um die Probleme, mit denen russische Journalisten konfrontiert sind, die in westlichen Ländern arbeiten. Können Sie bitte erklären, was mit den Vertretern der westlichen Behörden los ist, dass solche Probleme entstehen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Problemen und dem Verlauf der militärischen Spezialoperation, also den Erfolgen der russischen Armee?

Sergej Lawrow: Es ist gut, dass Sie zu Wort gekommen sind. Eine der ersten, wenn nicht sogar die erste Frage betraf ebenfalls Journalisten. Ich habe bereits gesagt, dass wir im Gegensatz zu den westlichen Behörden nie wollten und auch nicht wollen, die Arbeit von Journalisten einzuschränken. Maria Sacharowa wird auch bestätigen, dass ich hier die Wahrheit sage. Als unsere Journalisten lange vor Beginn der militärischen Spezialoperation unterdrückt, an einigen Orten vertrieben wurden und fast der Spionage beschuldigt wurden, haben wir sehr lange, seit Jahren, nicht darauf reagiert. Richtig?

Maria Sacharowa: Ja. Im Jahr 2017 wurde das FARA-Gesetz gegen „Russia Today“ eingesetzt.

Frage: Die zweite Frage betrifft Gas. Der Betreiber von „Nord Stream 2“ in der Schweiz wird vermutlich im Frühjahr bankrottgehen und „unter den Hammer kommen“. Westliche Medien schreiben, dass möglicherweise amerikanische Investoren sie kaufen könnten. Könnten Sie diese seltsame Situation kommentieren, besonders im Kontext der Sprengungen und der ängstlichen Position von „Scholz & Co.“?

Sergej Lawrow: Was die zweite Frage betrifft: Ich habe es nicht in den westlichen Medien gelesen, dass nach dem Bankrott, der nach den Regeln in einem absehbaren Zeitraum erfolgen soll, dies an die Amerikaner verkauft wird. Das hat der Präsident Serbiens, Aleksandar Vučić, gesagt. Er hat diese Prognose kurz vor dem neuen Jahr gemacht.

Raub war schon immer Teil der Methoden, durch die westliche Länder es gewohnt sind, auf Kosten anderer zu leben, beginnend mit der Kolonialzeit und der Sklaverei.

 

 

 

 


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