RIA-"NOWOSTI"-INTERVIEW MIT DEM OFFIZIELLEN SPRECHER DES RUSSISCHEN AUSSENMINISTERIUMS ALEXANDER JAKOWENKO ANLASSLICH DER BEVORSTEHENDEN TAGUNG DES EURO-ARKTIK-BARENTSSEE-RATES
RIA "Nowosti": In Kurze findet die turnusma?ige Tagung des Euro-Arktik-Barentssee-Rates statt. Was steht auf ihrer Tagesordnung?
Jakowenko: Die 9. Tagung des Euro-Arktik-Barentssee-Rates (BEAC) wird am 2. und 3. Oktober in Umea /Nordschweden/ auf der Ebene der Au?enminister der Teilnehmerstaaten stattfinden. An der Spitze der russischen Delegation wird Au?enminister Igor Iwanow stehen.
Wahrend der Diskussion wird es voraussichtlich zu einem Meinungsaustausch uber eine breite Vielfalt von Fragen in Bezug auf die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit in der Barentssee-Region kommen. Dabei sollen die Entscheidungen mit berucksichtigt werden, die auf dem Treffen der BEAC-Regierungschefs im Januar 2003 in Kirkines getroffen worden waren. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem folgende Themen: Festigung der grenzubergreifenden und der Wirtschaftskooperation, Entwicklung des Handels und der Investitionen, Steigerung der Energieeffektivitat, Abwendung neuer Gefahren und Bewaltigung neuer Herausforderungen, insbesondere die Unterbindung des Menschenschmuggels, Vervollkommnung der Grenz- und Transportinfrastruktur wie auch der Umweltschutz, Erhohung der nuklearen und der Strahlungssicherheit, Kooperation der Rettungsdienste, Weiterentwicklung des Jugend- und des Kulturaustausches und andere. Zum Abschluss der Diskussionen soll ein gemeinsames Kommunique angenommen werden.
RIA "Nowosti": Konnten Sie kurz etwas uber die BEAC berichten? Welche Ziele hat die Organisation? Welche Bedeutung hat sie fur Russland?
Jakowenko: Der Rat wurde am 11. Januar 1993 bei einem Treffen der Au?enminister Russlands und der nordeuropaischen Staaten im norwegischen Kirkines als ein Forum fur die regionale Kooperation gegrundet. Seine standigen Mitglieder sind Danemark, Island, Norwegen, Russland, Finnland und Schweden sowie die EU-Kommission. Weitere neun Staaten - Gro?britannien, Deutschland, Italien, Kanada, die Niederlande, Polen, Frankreich, die USA und Japan - haben einen Beobachterstatus.
Gemeinsam schufen die Staaten der Region eine feste Grundlage fur eine gute Nachbarschaft und fur die Kooperation bei der Losung zahlreicher lebenswichtiger Fragen. Schwerpunktthemen des Rates sind folgende Probleme: nachhaltige Entwicklung, grenzubergreifender Handels- und Wirtschaftsaustausch, Umwelt und Transport, Gewahrleistung der nuklearen und der Strahlungssicherheit, Energiewirtschaft, Bekampfung gefahrlicher Krankheiten, Kultur, Hochschulbildung, Tourismus und Jugendpolitik.
Die Zusammenarbeit in der Barentssee-Region zeichnet sich durch einen substantiellen Charakter aus und ist auf konkrete Ergebnisse ausgerichtet. Eine andere Besonderheit besteht darin, dass die Projekte, die im Rahmen der BEAC umgesetzt werden, hauptsachlich auf den russischen Teil der Region orientiert sind. Deshalb ist der BEAC-Rat ein wertvolles Instrument zur Bewaltigung wirtschaftlicher, okologischer und anderer Probleme des Nordwestens Russlands und tragt zur Hebung des Wohlstandes der dortigen Bevolkerung bei.
Die Zusammenarbeit innerhalb der Barentssee-Region erfolgt auf zwei Stufen, wobei die Kooperation auf Staatsebene harmonisch durch Kontakte zwischen den Gouvernements, Gebieten und anderen territorialen Verwaltungsstrukturen erganzt wird.
RIA "Nowosti": In diesem Jahr begeht der BEAC seinen 10. Grundungstag. Was hat er in den zuruckliegenden zehn Jahren erreicht?
Jakowenko: Einerseits dehnte sich die Zusammenarbeit in der Barentssee-Region auf neue Gebiete aus, so ist die Republik Komi seit Januar 2002 Vollmitglied des regionalen Barentssee-Rates, und andererseits hat sie immer mehr an substantiellem Charakter gewonnen. Die Seiten kooperieren nicht nur auf traditionellen, sondern auch auf neuen Gebieten. Die Mitgliedstaaten haben zum Beispiel eine gemeinsame Ubung ihrer Katastrophenschutz-Dienste in Schweden durchgefuhrt und vereinbart, eine solche Ubung 2005 in Norwegen durchzufuhren. Es wurde zudem eine Sondergruppe zur Bekampfung des Menschenschmuggels gebildet, erweitert werden die Kontakte unter der Jugend sowie der Jugendaustausch usw.
Besonders schnell entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen den BEAC-Staaten im Bereich des Umweltschutzes. Unter den erfolgreichen Gemeinschaftsprojekten sind vor allem folgende zu nennen: Wiederaufbau des Kombinats Petschenganikel und anderer Betriebe, Einfuhrung der Methode „Saubere Produktion" in Nordwestrussland, Sanierung der okologisch bedrohten Gebiete, die auf der neuen Liste der der Nordic Environment Finance Corporation (NEFCO) stehen, Schaffung von Naturschutzgebieten, Entwicklung des Oko-Tourismus usw. Es sei erwahnt, dass im Mai dieses Jahres ein Abkommen uber das multilaterale nuklear-okologische Programm fur Russland unterzeichnet wurde. Wir sind davon uberzeugt, dass dieses Abkommen der weiteren Erhohung der nuklearen und der Strahlungssicherheit in Nordrussland einen kraftigen Impuls geben wird.
Wir sind mit dem Wachstum der Wirtschaftskooperation in der Barentssee-Region zufrieden. Hervorzuheben sind die Vervollkommnung der Grenz- und Zollinfrastruktur /Projekt „Gruner Korridor", Eroffnung der neuen Ubergangsstelle Storskog - Borissoglebsk an der Grenze mit Norwegen/, die engere Zusammenarbeit bei der Schaffung einer Euro-Arktik-Barentssee-Transportstruktur, die Umsetzung des Programms zur nachhaltigen Entwicklung der Forstwirtschaft, die Organisierung der kommerziellen Nutzung des Nordlichen Seeweges usw.
Auch im Bereich des Gesundheitswesens wird die Kooperation immer enger: So wurden beispielsweise die primare Tuberkulose-Erkrankungsrate und die allgemeine Rate der Infektionskranken unter der russischen Bevolkerung der Barentsee-Region wesentlich reduziert. Wahrend der Ministertagung in Umea soll ein neues Programm zur Zusammenarbeit im Bereich des Gesundheitswesens und der entsprechenden sozialen Fragen fur den Zeitraum von 2004 bis 2007 gebilligt werden.