Bundesrepublik Deutschland
Stenogramm der Rede des Außenministers Russlands S. Lawrow während des Besuchs der orthodoxen Gemeinde zu Ehren der Seligen Xenia von St.-Petersburg, Nürnberg, 21. November 2010
S. Lawrow: Vielen Dank fьr die guten Worte, fьr die hohe Einschдtzung der Tдtigkeit unserer Mitarbeiter in Deutschland. Ich mцchte zur Zusammenarbeit der Kirche und unserer Diplomatie in internationalen Angelegenheiten, bei der geistlichen Unterstьtzung unserer Landsleute sowohl auf der kirchlichen, als auch auf der staatlichen Ebene sprechen. Es ist so geschehen, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion, als der Staat keine vollwertige Mцglichkeit zur Arbeit mit den Menschen, die sich aus verschiedenen Grьnden im Ausland aufhielten, hatte, die Kirche neben den Botschaften die sehr wichtige Rolle eine Verbindungsgliedes erfьllte. Aber die Kirche war auch dort im Ausland vertreten, wo es keine diplomatischen Vertretungen gab, und natьrlich trug sie zur Auffьllung des Mangels an Kommunikation mit der Heimat bei, sie erhielt die geistlichen und kulturellen Verbindungen aufrecht.
Jetzt ist die Situation besser geworden. Es funktioniert die „Rossotrudnitschestwo" – eine Agentur, die von dem Prдsidenten geschaffen wurde und in ьber 100 auslдndischen Stдdten in mehr als 70 Lдndern vertreten ist. Es ist wichtig, dass diese Tдtigkeit aktiv mit dem, was unsere Russische orthodoxe Kirche macht, korreliert. Umso mehr, da auch die Kirche in den letzten Jahren grцЯere Mцglichkeiten fьr die Arbeit mit unseren Landsleuten im Ausland bekommt: es werden neue Kirchen erцffnet und die alten wiederaufgebaut.
Bei meinen Auslandsbesuchen versuche ich bei jeder Mцglichkeit die Gemeinden der Russischen orthodoxen Kirche zu besuchen, weil es fьr uns auch sehr wichtig ist. Russland ist ein multinationales und multikonfessionelles Land, aber die Orthodoxie bildet doch die Grundlage des russischen Staates. Die Orthodoxie gewдhrte in vielerlei Hinsicht auf allen Etappen unserer Geschichte die Koexistenz und Zusammenarbeit aller Vцlker, aller ethnischen Gemeinschaften und aller Religionen, die unser grenzenloses Land bevцlkerten. Und es ist sehr wichtig, dass der Patriarch von Moskau und ganz Russland Kirill heute der Fцrderung von Werten der traditionellen Religionen auf der Weltarena eine sehr groЯe Bedeutung beimisst. Das ist wichtig, weil die Menschenrechte universell sind, aber die moderne Deutung der Menschenrechte gerдt in einigen Lдndern in Widerspruch mit den moralischen und religiцsen Werten sowohl der Orthodoxie, als auch des Christentums insgesamt, des Islams und anderer monotheistischer Religionen. Es ist sehr wichtig, dass dieser Aspekt nirgendwohin verschwindet.
Mit dem Segen des Patriarchen und im Auftrag des Prдsidenten und der Regierung der Russischen Fцderation fцrdern wir das Thema des Dialogs zwischen den Religionen und Zivilisationen aktiv sowohl in den Vereinten Nationen, als auch im Europarat, in der OSZE, sowie in unseren Kontakten mit der EU und mit anderen fьhrenden Partnern. Ich bin ьberzeugt, dass der moralische Aspekt in internationalen Angelegenheiten nicht nur fьr konkrete Menschen wichtig ist – was an sich bereits sehr bedeutend ist -, sondern auch dafьr, dass Probleme, die wir heute zu ьberwinden haben, auf der Grundlage von Gerechtigkeit geregelt werden. Sobald wir die Moralitдt verlieren, erscheint Ungerechtigkeit und es werden Beschlьsse gefasst, die die Probleme nicht kurieren, sondern die Krankheit bloЯ tiefer ins Innere treiben.
Ich mцchte mich bei Ihnen dafьr, was Sie hier machen, bedanken und die Hoffnung aussprechen, dass die Gemeindemitglieder – und es gibt hier viele davon – in Nьrnberg ihre eigene orthodoxe Kirche bekommen. Natьrlich kann es nicht von heute auf morgen geschehen, aber der Staat unterstьtzt das Programm der Erцffnung von orthodoxen Kirchen im Ausland, wo es viele unsere Landsleute gibt. Ich bin ьberzeugt, dass wir es verwirklichen kцnnen.
22. November 2010