Artikel des Staatssekretärs und stellvertretenden Außenministers Russlands, Grigori Karassin, „Wieder zur Soft Power“, der in der „Rossijskaja Gaseta“ am 14. Juni 2016 veröffentlicht wurde
In den Medien sind ziemlich häufig Materialien über das humanitäre Element der russischen Außenpolitik zu finden. Meistens sind sie kritisch.
Eine der wichtigsten Regionen für uns ist Zentralasien. Das sind nicht einfach unsere Nachbarn, das sind strategische Partner und alte Freunde. In diesem Zusammenhang will ich statistische Angaben anführen. Sie sprechen für sich selbst.
2015-2016 studierten in Russland mehr als 75.000 Studenten aus den GUS-Ländern, darunter mehr als 55.000 Menschen aus Zentralasien. Die meisten studieren auf Kosten des russischen Haushalts – für diese Ziele werden rund 100 Millionen US-Dollar pro Jahr ausgegeben. Zugleich verstehen wir, dass die Konkurrenz in diesem Bereich hoch ist. Deswegen werden Maßnahmen zur Förderung des Interesses an der russischen Ausbildung bei der Jugend aus Zentralasien getroffen. In den Ländern der Region sind vollwertige Filialen der Lomonossow-Universität Moskau (Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan), der Plechanow-Wirtschaftsuniversität (Kasachstan, Usbekistan), der Moskauer Energieuniversität und Technischen Universität für Stahl und Legierungen MISiS (Tadschikistan), der Gubkin-Universität für Erdöl und Gas (Usbekistan), des Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstituts, der Sankt Petersburger Humanitären Universität für Gewerkschaften und Staatlicher Universität Tscheljabinsk (Kasachstan) tätig. In Tadschikistan und Kirgisien bekommen die Studenten eine Hochschulausbildung an gemeinsamen slawischen Universitäten. Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der intensiven Beziehungen zur Region spielt die so genannte Soft Power, die sich in vielerlei Hinsicht auf das Potential der Zivilgesellschaft und die staatliche Unterstützung stützt.
Russland kann ein hochqualitatives, konkurrenzfähiges „humanitäres Exportprodukt“ schaffen. Ein Beispiel dafür ist die russische Bildung, die in der zentralasiatischen Region nachgefragt bleibt und nach dem Preis-Qualität-Verhältnis den Angeboten mehrerer Länder überlegen ist. Die Absolventen mit Diplomen unserer Hochschulen finden gewöhnlich problemlos Arbeit in ihrer Heimat.
2015 fand eine ganze Reihe von Veranstaltungen zur Förderung der Errungenschaften der russischen Kultur statt. Es wurden interessante Projekte im Rahmen des Feierns des 70. Jahrestags des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg und des 175. Jahrestags der Geburt von Pjotr Tschajkowski umgesetzt.
Aussichtsreich ist die Fortsetzung der kulturellen Kooperation in der GUS. Ich möchte in diesem Zusammenhang das Programm „Kulturhauptstädte der Gemeinschaft“ erwähnen. In unterschiedlichen Jahren gehörten dazu Mary, Almaty, Kuljab und Daschogus. Aktiv verlaufen die Foren der kreativen und wissenschaftlichen Intellektuellen der GUS-Staaten (das 10. Jubiläumsforum fand vom 22. bis zum 23. Oktober 2015 in Astana statt). Die zwischenstaatliche Stiftung für humanitäre Zusammenarbeit der GUS-Mitgliedsländer erfreut sich einer hervorragenden Nachfrage. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006, vor allem mit freiwilligen finanziellen Beiträgen der Russischen Föderation, wurden mehr als 540 gemeinsame Großprojekte umgesetzt, darunter in den Ländern Zentralasiens.
Ich möchte die Tätigkeit des zwischenstaatlichen TV-Unternehmens „Mir“ erwähnen, das als Teil des Abkommens der GUS-Gründerstaaten gegründet wurde. Dazu gehören unter anderem Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan. Es wurde das Betriebspraktikum für die Führung und Mitarbeiter der Filialen und Vertretungen von „Mir“ organisiert.
Vom großen Interesse sind gemeinsame Medienprojekte – Ausstellungen, Foren und andere Veranstaltungen. Die nationale Filiale von „Mir“ in der Republik Kasachstan organisierte zum 55. Jahrestag des ersten Flugs eines Menschen ins Weltall einen Wettbewerb und eine Ausstellung „Kinder malen den Weltraum“. „Mir“ veranstaltete Live-Übertragungen und TV-Brücken aus den Republiken der Gemeinschaft an den Tagen des Jubiläums des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg. Im Mai 2015 präsentierte das TV-Unternehmen zum 70. Jahrestag des Sieges den zweiten Sammelband mit Erinnerungen „Kinder des Krieges. Volksbuch des Gedenkens“.
Es wird die 2015 begonnene internationale Gedenkwache der jungen Russen, Kasachstaner und Einwohner Kirgisiens fortgesetzt, die dem 75. Jahrestag des Beginns des Großen Vaterländischen Kriegs gewidmet ist. Sie geht feierlich im November in Dubossekowo bei Moskau zu Ende, wo die Division des Generals Panfilow ihre Heldentat machte, die im Sommer 1941 in den Sowjetrepubliken Kasachstan und Kirgisien geschaffen wurde.
Im Dorf Poddorje im Gebiet Nowgorod ist ein Denkmal für den Kirgisen Akmatsch Tjumenbajew eingeweiht worden, der bei der Verteidigung Leningrads die Heldentat von Alexander Matrossow wiederholte – er schloss mit eigenem Körper die feindliche Scharte.
Russland leistet humanitäre Hilfen an einige Länder Zentralasiens, insbesondere an Tadschikistan und Kirgisien. Von 2008 bis 2015 lagen sie bei 6,7 Milliarden US-Dollar. Der meiste Teil davon wurde direkt bereitgestellt.
Was multilaterale Kanäle betrifft, hat Moskau 2013-2015 alleine in den Fonds des UN-Welternährungsprogramms 55 Millionen US-Dollar gerichtet. 33 Millionen davon flossen für den Ankauf und Lieferung der russischen Lebensmittel (Weizenmehl, Erbse), 22 Millionen für die Entwicklung der Systeme der stabilen Schulernährung. 2016 planen wir im Rahmen des UN-Welternährungsprogramms Lebensmittelhilfe im Wert von zehn Millionen US-Dollar.
Russische Regionen organisierten eine aktive Arbeit zum Start solcher Bildungsprogramme wie Bildungskurse für Lehrer der russischen Sprache und Literatur aus den Republiken Zentralasiens. Die Aufgabe der Unterstützung des Erlernens der russischen Sprache im Ausland auf einem guten Niveau gehört zu den wichtigsten Richtungen.
Zur den Prioritäten gehört ebenfalls die Unterstützung der Initiativprojekte der jungen russischsprachigen Diaspora, Teilnahme der jungen Mitbürger an Kultur- und Sportveranstaltungen in unserem Land. Die Jugendlichen aus den Ländern Zentralasiens traten erfolgreich an 2. Weltspielen der jungen Mitbürger in Sotschi auf. Junge Vertreter der russischsprachigen Diaspora aus den Ländern Zentralasiens sind zum 7. Weltforum der tatarischen Jugend in Kasan eingeladen. Die Gewinner der Wettbewerbe zur russischen Geschichte und Kultur werden im Rahmen des Reiseprojekts „Hallo Russland!“ nach Moskau kommen. Derzeit laufen auch intensive Vorbereitungen auf das 19. Weltfestival der Jugend und Studenten 2017 mit Unterstützung der ausländischen Vertretungen von Rossotrudnitschestwo in den Ländern Zentralasiens.
Das war kurz darüber informiert, was gemacht wird. Ich denke, es ist nützlich, das zu wissen.