Brief des Außenministers Russlands Lawrow an den Leiter des Programms „Posner“ im Fernsehsender „Perwij Kanal“ Posner
Sehr geehrter Wladimir Wladimirowitsch,
ich habe mit Befremden erfahren, dass Sie es nach Ihrem Fernsehgespräch mit Sergej Sobjanin am 24. Oktober für nötig hielten, mein Interview für drei russische Rundfunksender zu kommentieren, nämlich die Frage nach Katyn. Dabei haben Sie gegen die Normen der Journalistenethik verstoßen, weil Sie Ihren ganzen pathetischen Kommentar auf einem „Zitat" aus meinem Interview aufgebaut haben. Sie haben meine Äußerung folgenderweise zitiert: Moskau „ist bereit, die Rehabilitierung der Opfer von Katyn zu erwägen". Ehrliche Journalistik muss ehrlich zitieren. Ich führe den Wortlaut dessen an, was ich den drei Rundfunksendern gesagt hatte: „Wir sind bereit, die an uns absolut rechtmäßig adressierte Bitte um die Rehabilitierung dieser Menschen zu behandeln. Das ist eine rechtliche Frage, und sie soll so gelöst werden, dass die Familien der polnischen Offiziere zufriedengestellt sind, dabei muss sie im Rechtsfeld der Russischen Föderation bleiben." Ich habe in meinem Interview auch betont, dass wir „ein gegenständliches Gespräch mit der polnischen Regierung zu diesem traurigen Thema führen".
Womit sind Sie unzufrieden? Dass wir die Familien der erschossenen Polen zufriedenstellen wollen? Oder dass wir das im Rechtsfeld unseres Staates machen werden?
Möglicherweise haben Sie einfach nicht alles herausgehört, was ich im Rundfunkinterview gesagt hatte. Aber ich kenne Sie als einen erfahrenen Analytiker, eine der Säulen der russischen (und nicht nur russischen) Journalistik. Was hat Sie daran gehindert, das Gehörte zu überprüfen (der Wortlaut meiner Äußerungen wurden auf den Websites des Außenministeriums und der drei Rundfunksender gleich nach dem Interview publiziert)? Oder Sie könnten mich anrufen. Ich melde mich immer, wenn man mich anruft.
Anbei der volle Text meiner Antwort auf die Sie interessierende Frage.
Ich bitte Sie inständig, künftig ehrlich zu zitieren, ehe Sie vom Bildschirm über die Heuchelei und den Gewissensmangel urteilen.
Mit freundlichen Grüßen
SERGEJ LAWROW
26. Oktober 2011