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Rede des Generaldirektors der Staatskorporation Rosatom, Sergej Kirijenko, auf der Plenarsitzung der 59. Generalkonferenz der IAEO am 14. September in Wien

1725-15-09-2015

 

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Gratulation zur Wahl zum Vorsitzenden der 59. Session der Generalkonferenz. Sie können in vollem Ausmaß mit der Unterstützung der russischen Delegation rechnen.

Wir begrüßen die neuen Mitglieder der Agentur – Antigua und Barbuda, Barbados und Turkmenistan.

1.Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, bestätigte bei dem Treffen mit IAEO-Generaldirektor Yukiya Amano am Rande des internationalen Petersburger Wirtschaftsforums die Anhänglichkeit Russlands bei einer strengen Aufrechterhaltung aller Verpflichtungen, die mit der Nichtverbreitung verbunden sind, und bei der Arbeit im engen Kontakt mit IAEO.

Nach unserer festen Überzeugung, die durch eine jahrelange Erfahrung bestätigt wurde, ist die Atomenergie ein strategischer Bereich, der lange Lebenszyklen und eine bedingungslose Gewährleistung der Sicherheit als Priorität hat. Sie soll nicht von situationsbedingten Schwankungen der politischen Konjunktur abhängen.

In diesem Zusammenhang ist es äußerst wichtig, dass IAEO den professionellen Charakter seiner Tätigkeit aufbewahrt.

2. Bekannt ist, dass die Sowjetunion (Russland) an Taufe der IAEO stand und sich unsere prinzipielle Position seit dieser Zeit nicht änderte, wir sind bereit, auch weiter die IAEO-Tätigkeit zu fördern und dies mit praktischen Schritten zu unterstützen.

Trotz der schwierigen Wirtschaftslage leistet Russland weiterhin seinen finanziellen Beitrag in allen Richtungen der IAEO-Tätigkeit. Unser jährlicher Beitrag außerhalb des Haushalts ist heute integral mit der obligatorischen Zahlung Russlands in den Haushalt der Agentur zu vergleichen.

Es wurde eine prinzipielle Entscheidung zur Fortsetzung der Zahlungen in den Fonds für physische nukleare Sicherheit der IAEO 2016/2021 getroffen. Wir erhöhten um mehr als 100 Prozent die aus dem föderalen Haushalt bereitstellenden Mittel zur Umsetzung des Russischen Programms zur Unterstützung der Garantien. Wir bauen allmählich die Einträge in den Fonds für technische Kooperation aus.

Innerhalb von fast 15 Jahren sichern wir die Umsetzung und finanzielle Unterstützung des von der Russischen Föderation initiierten Projekts INPRO, an dem mehr als 40 Länder teilnahmen.

Wir begrüßen die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der IAEO und Kasachstan zur Schaffung einer Bank für niedrig angereichertes Uran. Wir unterzeichneten im Sommer zur Unterstützung dieses Projekts Transitabkommen mit der IAEO. Beide Abkommen dienen der Entwicklung der Initiativen zur Sicherung der garantierten Lieferungen des nuklearen Brennstoffs, die zum ersten Mal in der Praxis in Russland umgesetzt wurden. Wir haben einen garantierten physischen Vorrat des niedrig angereicherten Urans in Angarsk auf der Plattform eines Zentrums in ständiger Bereitschaft.

Auf Bitte des Wiener diplomatischen Korps wurde die Tradition der Besuche von Atomenergieobjekten Russlands von den bei IAEO akkreditierten Botschaftern organisiert. Wir betrachten diese Besuche als Unterstützung der Gründungstätigkeit der IAEO in Bezug auf Transparenz und Austausch von Informationen über die Anwendung der Atomenergie in friedlichen Zielen. Wir hielten im Juli 2015 eine technische Tour in Wolgodonsk ab – zum AKW Rostow und Werk Atommasch, eines der weltweit größten Unternehmen im nuklearen Maschinenbau. Diese Route gab den Botschaftern die Möglichkeit, den in Betrieb genommenen Energieblock Nr.3 und den sich in Bau befindlichen Energieblock Nr.4 mit modernen russischen Reaktoren WWER zu sehen.

3. Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Russland erfüllt seine internationalen Verpflichtungen. Wir arbeiten mit allen Ländern unter einer strengen Aufrechterhaltung der Forderungen der nuklearen Nichtverbreitung und Atomsicherheit. Wir werden diese Linie auch weiter fortsetzen. Wir rechnen damit, dass auch andere Länder  die Fragen der Entwicklung von Atomenergie mit Begreifung aller Verantwortung behandeln werden.

Ich möchte einzeln eine enge Kooperation mit dem IAEO-Sekretariat zur Verbesserung des Garantiesystems hervorheben. Die Entwicklung der IAEO-Garantien gehört zu unseren Prioritäten. Für uns ist prinzipiell wichtig, dass die IAEO-Garantien ohne Diskriminierungen, objektiv, mit der Nutzung der objektiven Kriterien erfolgen und sich auf Beschlüsse der leitenden IAEO-Organe stützen.

Als Etappe kann die in diesem Jahr vollendete Vorbereitung eines IAEO-Berichts zur Havarie im AKW Fukushima-1 betrachtet werden. Russische Experten nahmen aktiv an der Vorbereitung dieses Dokuments teil. Der Bericht würde uns ermöglichen, diese traurige Seite in der globalen Atomenergie zu schließen.

Zu den wichtigsten Ereignissen gehören die Annahme eines umfassenden Action Plans zur Regelung der Situation um das iranische Atomprogramm sowie einer Road Map zwischen der IAEO und dem Iran zur Klärung der früheren und derzeit noch verbliebenden Fragen zum Atomprogramm Irans. Die IAEO übernimmt in diesem Zusammenhang eine große Verantwortung.

Russland begann sofort mit der Durcharbeitung der praktischen Fragen, die im Action Plan festgelegt sind. Wir haben bereits eine große Vorarbeit geleistet. Wir arbeiten eng mit den iranischen Kollegen an der Vorbereitung eines technischen Projekts zur Umgestaltung eines Unternehmens in Fordo zur Herstellung stabiler Isotopen. Die russische Seite wird alle seinen Verpflichtungen im Rahmen des Action Plans erfüllen.

4. Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

die heutige Generalkonferenz findet in einem symbolischen Jahr statt. In diesem Jahr wird in Russland der 70. Jahrestag seit der Schaffung der Atombranche des Landes gefeiert.

Aus historischer Sicht sind 70 Jahre gar nicht viel. Doch innerhalb dieser Jahre gab es starke Wandlungen, auch das Ausmaß des Einflusses der globalen Atomenergie auf die ganze Weltwirtschaft, die Entwicklung des modernen Lebens ist kaum zu unterschätzen. Die Atomenergie erlebte in diesen Jahren Hochs und Tiefs. Doch es kam immer wieder zur Entwicklung. So passiert es auch heute. Die Atomenergie kehrte nicht einfach in den Zustand, wo sie sich bis 2011 befand, sondern sie entwickelt sich und ändert sich. Heute ist es ein neuer Markt, eine neue Situation und neue Möglichkeiten. Wir bemühen uns, unsere Arbeit gemäß der Logik dieses Marktes zu entwickeln.

Erstens liegt auf der Hand, dass der Schwerpunkt auf die Gewährleistung der Sicherheit gestärkt wird. Diese Schlussfolgerung ist heute offensichtlich und ist vorrangig. Ende des vergangenen Jahres wurde mit unseren indischen Kollegen der Garantiebetrieb des ersten Energieblocks von AKW Kudankulam gestartet, in dem die modernsten, die so genannten Post-Fukushima-Sicherheitsforderungen umgesetzt sind.

Zweitens geht es um eine eindeutige Verlängerung der Lebenszyklen der Atomenergie. Es entstehen neue Materialien und neue technologische Lösungen. Der Lebenszyklus jedes Objektes der Atombranche hat sich deutlich vergrößert. Die Betriebszeit des AKW Hanhikivi, die jetzt in Finnland von uns gebaut wird, soll bis 2084 laufen, wonach sie verlängert werden kann. Zusammen mit den Bauarbeiten und Außerbetriebssetzen dauert der Prozess mehr als 100 Jahre.

Drittens änderte sich die Geografie der Entwicklung der Atomenergie, was mit offiziellen IAEO-Prognosen bestätigt wird. Die Entwicklungszentren der Atomenergie verschieben sich aus den westlichen in die Schwellenländer Asiens, des Nahen Ostens und Lateinamerikas. Die Länder dieser Region machen eine Wahl zugunsten der Atomenergie. Dies bringt auch besondere Verantwortung für die Lieferstaaten, die den Zugang zu den Wohltaten der Atomenergie nicht nur für sich selbst sondern auch für neue Länder sichern sollen, die den Weg der Entwicklung der Atomenergie wählen. Wir begreifen völlig die Verantwortung, die auf Russland gelegt wird. Unter unseren Aufträgen gibt es Verträge für 23 Atomenergieblöcke in zehn Partnerländern.

Die vierte Änderung ist das Auftauchen des allgemein anerkannten Endprodukts in der Atomenergie. Zu den Verhandlungen gehören mehrere Aspekte - nicht nur die Kosten für die Ausstattung, Projektlösungen, Infrastruktur sondern auch die Kosten für die Wartung, Reparaturen, Brennstofflieferungen, Technologien zur Inbetrieb- und Außerbetriebssetzung und Umgang mit dem Abfall. Unter diesem Blickwinkel verhandeln wir nicht nur nach dem Schema „Bauen-Besitzen-Betreiben“, wie dies in der Türkei umgesetzt wird, sondern auch nach EPC-Verträgen.

Fünftens – die Erweiterung der Forderungen der Auftraggeber, die den Weg der Atomenergieentwicklung wählen. Bekannt ist, dass die Schaffung der Atomenergieobjekte im Lande einen großen kumulativen Effekt für die ganze Wirtschaft, die technischen und sozialen Bereiche des Landes hat.

Hier ist wichtig, nach dem Treffen der Entscheidungen eine richtige Strategie zur Entwicklung der nuklearen Infrastruktur zu wählen. Das gehört zu unseren Vorrangsaufgaben. Wir bauen diese Arbeit gemäß allen Forderungen der IAEO aus. Unsere ägyptischen Kollegen machen es richtig, die bereits jetzt, bei der Vorbereitung der Basisdokumente zum Bau der AKWs, einen direkten Dialog mit der russischen Behörde aufnahmen und die Aspekte der rechtlichen Infrastruktur direkt durcharbeiten.

5. Wir begreifen eine völlige Verantwortung angesichts dieser Herausforderungen und bauen unsere nationale Infrastruktur zur Deckung nicht nur innenrussischer Bedürfnisse sondern auch zur Erfüllung unserer Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern.

Wir schufen eine einzelne Ingenieur-Division für die Steuerung der Projektierung und Baus von AKWs. Alleine im vergangenen Jahr wurden drei neue Atom-Energieblöcke übergegeben.

Wir vereinigten in einem Cluster rund 30 Produktionsstätten, die die Herstellung der Ausstattung sichert. Unsere Produktionskapazitäten ermöglichen die Herstellung von bis zu 7 Sätzen der Reaktorausstattung jedes Jahr.

Wir arbeiten aktiv an unseren ausländischen Projekten zur möglichst höher Lokalisierung der Produktion, wobei verstanden wird, dass dies für alle Partnerländer äußerst wichtig ist. Der Anteil der lokalen Sub-Unternehmen an den Projekten zum Bau der ersten AKW in Weißrussland und in der Türkei kann bis 80 Prozent ausmachen. Eine große Lokalisierung ist auch in China geplant – beim Bau des zweiten Abschnitts des AKW Tianwan.

Wir verstehen, dass moderne internationale Projekte im Atombereich eine adäquate und komfortable Finanzierung erfordern. Die Lösung dieses Problems liegt nicht nur im Verantwortungsbereich des Auftraggebers, sondern auch des Sub-Unternehmens. Wir bieten verschiedene Formen der Finanzunterstützung an. Wir arbeiten sowohl mit staatlichen und zwischenstaatlichen Instituten als auch mit privaten institutionellen Investoren.

Wir haben zum langfristigen und sicheren Betrieb des AKW ein neues System zur Steuerung der Projekte entwickelt, die die Steuerung optimiert und Kenntnisse auf verschiedenen Etappen der Projektumsetzung anhäuft, darunter Außerbetriebssetzung. Solche Technologien ermöglichen dem Auftraggeber auf den frühsten Projektetappen, den Bauprozess zu kontrollieren, wobei die Transparenz und Kontrolle aller Operationen gesichert werden. 

Beim Pressegespräch und einer speziellen Exposition kann man sich  ausführlicher mit den russischen Technologien zur Steuerung des Lebenszyklus bekannt machen, die wir hier speziell für Sie organisierten und wo man eine virtuelle Führung durch Atomenergieobjekte machen kann. Ich lade Sie zu beiden Veranstaltungen ein.

Wir legen einen großen Wert auf die fundamentalen und angewandten Wissenschaftsforschungen, weil nur so eine Basis für die innovative Entwicklung der nuklearen Technologien mittel- und langfristig geschaffen wird. Vor zwei Jahren habe ich von dieser Tribüne darüber gesprochen, dass wir das Projekt der Mehrzweck-Schnell-Forschungsreaktoren starten und vorschlagen, auf seiner Grundlage ein Internationales Forschungszentrum zu bilden. Ich freue mich mitzuteilen, dass am 11. September das Betongießen dieses Forschungsreaktors begonnen hat. Wir rechnen damit, dass zum Start des Projekts im Jahr 2019 auf seiner Grundlage ein einmaliges nach technisch-wirtschaftlichen Parametern und Forschungsmöglichkeiten internationales Objekt geschaffen wird.

6. Herr Vorsitzender,

zum Schluss möchte ich betonen, dass die Atombranche traditionell eine der am schnellsten entwickelnden Branchen in Russland und in der Welt ist, sie erfordert eine ständige Unterstützung bei dieser Entwicklung durch ein qualifiziertes Personal. Deswegen setzen wir auf die Entwicklung der menschlichen Ressourcen. Nur damit wird eine Basis für die künftige Führungsrolle geschaffen.

 Im vergangenen Jahr wurden in den profilierten russischen Hochschulen mehr als 700 ausländische Studenten aus elf Ländern ausgebildet. In diesem Jahr wird es noch mehr geben. Die Anzahl der Bewerber pro Platz liegt bei bis 80 Menschen.

In Russland wurde ein einheitliches System zur Ausbildung des Personals geschaffen, dass die Schul-, Hochschul- und Weiterausbildung beinhaltet.

Wir schaffen eine Kommunikationsbasis für die Bildung und Entwicklung des kreativen Denkens und technologischer Kultur einer sicheren und effektiven Produktion. In diesem Jahr fand im Juli ein internationales Jahresforum der jungen Energie- und Industriespezialisten „Forsasch-2015“ mit mehr als 800 Teilnehmern aus sieben Ländern statt. Das Forum bietet seit fünf Jahren eine einmalige Plattform für zwischenkorporative und Zwischenbranchen-Kommunikation und Erfahrungsaustausch zwischen Studenten, jungen Spezialisten und besten russischen Experten an.

Am wichtigsten ist, dass unser Modell zur Entwicklung des menschlichen Potentials für eine lange Betriebszeit des AKW und anderer Unternehmen der Atomenergie bestimmt ist. Wir setzen dieses Modell bei uns sowie in den Ländern ein, die zusammen mit uns den Weg der Schaffung und Erweiterung der Atomenergie gehen. Wir wollen dies im Format einer offenen internationalen Kooperation bei der Führungsrolle der IAEO machen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

 


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