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Interview der offiziellen Sprecherin des Außenministeriums Russlands, Maria Sacharowa, Zeitschrift „Notizen eines Ermittlers“, Nr. 2/2025, Ausgabe des Ermittlungskomitees Russlands

917-30-05-2025

Juristische Front des Gedenkens

 

Frage: Frau Sacharowa, wie ist derzeit die Lage auf internationaler Ebene in Bezug auf Versuche, die historische Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg zu verzerren?

Antwort: Der Kampf gegen Erscheinungsformen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, aggressivem Nationalismus, Neonazismus sowie Bekämpfung der Umschreibung der Geschichte und der Verzerrung der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs gehört zu den Prioritäten Russlands im menschenrechtlichen Bereich, unter anderem bei der Arbeit auf multilateralen internationalen Plattformen.

Leider werden heute immer aktiver Versuche unternommen, die Geschichte und die Ergebnisse jenes Krieges umzuschreiben, das Gedenken an die Heldentaten der antifaschistischen Kämpfer auszulöschen, Denkmäler zu ihren Ehren zu zerstören, das Tragen von militärischen Ehrenzeichen zu verbieten, die eng mit dem Sieg assoziiert sind. Wir verurteilen entschieden solche Erscheinungen.

Immer mehr Spekulationen konzentrieren sich auf die angeblich gleiche Verantwortung von Kommunismus und Nazismus für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, auf Versuche, die Tragödie dieses Krieges auf den Holocaust zu reduzieren – als hätte es keinen faschistischen Völkermord an anderen Völkern gegeben. Man versucht, Russland aus der Gruppe der Siegermächte zu streichen und die Rolle der UdSSR bei der Zerschlagung des Faschismus herabzuwürdigen.

Die Geschichtsfälschung erfolgt dabei oft aus offen feindlicher Haltung: Nazi-Kollaborateure werden verherrlicht, das Gedenken an gefallene sowjetische Soldaten und Zivilisten im Kampf gegen den Faschismus wird beleidigt, die Befreiungsmission der Roten Armee in Osteuropa infrage gestellt, der Mythos von der sowjetischen „Besatzung“ des Baltikums und Osteuropas nach dem Krieg verbreitet, revanchistische und neofaschistische Stimmungen propagiert. Gleichzeitig werden die Beschlüsse der Jalta- und Potsdamer Konferenz sowie das Urteil des Nürnberger Militärgerichtshofs infrage gestellt.

Der Kurs auf Geschichtsumschreibung und Verherrlichung von Nazihelfern ist Teil der staatlichen Ideologie und Politik des Kiewer Regimes geworden. Neonazistische Eliten begründen die Unabhängigkeit der Ukraine durch die Ablehnung ihrer sowjetischen Vergangenheit, die Glorifizierung der Veteranen der SS-Division „Galizien“, Versuche, „kommunistische und nazistische Regimes“ gleichzusetzen, und durch die Gleichstellung des Holocausts mit der „Zwangskollektivierung“ und der „Hungersnot“. Es wird alles unternommen, um aus dem Gedächtnis der jungen Generation die Namen wahrer Patrioten und Sieger zu löschen, die in den Reihen der Roten Armee und in Partisaneneinheiten im Großen Vaterländischen Krieg kämpften – einem Krieg, der für alle Völker der Sowjetunion ein Vaterländischer war. Den Heldenmut derjenigen zu vergessen, die für die Zukunft kämpften, darunter auch Ukrainer, bedeutet, die eigenen Großväter, Mütter und Väter zu verraten, dem Volk seine Wurzeln zu rauben.

Die Bedeutung des historischen Gedenkens für das gesellschaftliche Bewusstsein und die zivilgesellschaftliche Einheit kann kaum überschätzt werden. Geschichte ist längst nicht mehr nur eine Wissenschaft über die Vergangenheit. Geschichtsfälschung kann gefährlicher sein als eine militärische Bedrohung. Das historische Gedenken muss bewahrt werden, damit sich eine Tragödie wie die, die unser Volk im Großen Vaterländischen Krieg erlebt hat, niemals wiederholt.

Frage: Was können wir dem Westen entgegensetzen?

Antwort: Im Rahmen unserer Bemühungen zur Bekämpfung der Verherrlichung des Nazismus und der Geschichtsfälschung bringt Russland seit 2005 jährlich in der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution „Bekämpfung der Verherrlichung des Nazismus, des Neonazismus und anderer Praktiken, die zur Eskalation moderner Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundener Intoleranz beitragen“ ein.

So stimmten am 17. Dezember 2024 auf der Plenarsitzung der 79. Tagung der UN-Generalversammlung in New York 119 Länder für das Dokument, 53 dagegen, zehn enthielten sich. Mitverfasser der Resolution waren neben Russland 39 Staaten aus allen Regionen der Welt.

Trotz beispiellosen Drucks westlicher Staaten auf andere UN-Mitgliedsländer belegt dieses Ergebnis deutlich die Ablehnung von Versuchen, die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs anzuzweifeln, wie sie in der UN-Charta, der Charta und dem Urteil des Nürnberger Militärgerichtshofs sowie dem Urteil des Internationalen Militärgerichtshofs für den Fernen Osten verankert sind.

In der Resolution wird erneut die Unzulässigkeit des Bestrebens festgestellt, Geschichte zu verfälschen, die von den Nazis, ihren Verbündeten und Kollaborateuren begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu rechtfertigen. Es wurde Empörung über Märsche und Prozessionen zum Ausdruck gebracht, die der Verherrlichung jener dienen, die auf Seiten der Nazis gekämpft oder mit ihnen kollaboriert haben, und zugleich Besorgnis über den vom Westen entfesselten systematischen und totalen „Krieg“ gegen Denkmäler zu Ehren der Befreier der Welt von der braunen Pest geäußert. Im Dokument werden auch die in den letzten Jahren zunehmenden Bestrebungen verurteilt, den Nazismus zu glorifizieren, Teilnehmer der Nazi-Bewegung reinzuwaschen und Kollaborateure zu Nationalhelden zu erheben.

Im Rahmen der Bemühungen um den Erhalt des historischen Gedenkens und die Festigung der Bedeutung der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs für die Entstehung des modernen Systems der internationalen Beziehungen hat Russland gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter der laufenden 79. Tagung der UN-Generalversammlung den Resolutionsentwurf „80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs“ vorgelegt, der am 4. März angenommen wurde. Ziel des Dokuments ist die Durchführung einer feierlichen Sondersitzung der UN-Generalversammlung in der zweiten Maiwoche dieses Jahres zum Gedenken an alle Opfer des Krieges.

Angesichts des sich in letzter Zeit deutlich abzeichnenden Kurses der westlichen Staaten zur Verfälschung der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs ist die einheitliche Position unserer Partner in dieser Frage ein wirksamer Beitrag zum Kampf gegen die Umschreibung der Geschichte.

Gemeinsam mit zuständigen Organen, darunter das Ermittlungskomitee der Russischen Föderation, arbeiten wir konsequent daran, die rechtliche Qualifikation der von den deutsch-faschistischen Invasoren im Großen Vaterländischen Krieg begangenen Verbrechen als Völkermord an den Völkern der Sowjetunion zu verankern. Unter Bedingungen einer ernsthaften Konfrontation mit dem Westen erfordert diese Arbeit erhebliche Anstrengungen, aber wir müssen weiterhin die Wahrheit sagen. Dabei erhalten wir Unterstützung von Gleichgesinnten – den Mitgliedsstaaten der OVKS und den Teilnehmerstaaten der GUS. Trotz politischer, wirtschaftlicher und ethnischer Unterschiede bleibt der Große Sieg eines der wichtigsten Fundamente, das die Völker der GUS-Staaten vereint.

2023 wurde von der Staatsduma der Russischen Föderation die Erklärung „Zum Völkermord an den Völkern der Sowjetunion durch Deutschland und seine Helfershelfer während des Großen Vaterländischen Krieges 1941–1945“ verabschiedet.

Frage: Das Ermittlungskomitee Russlands leistet große Arbeit zur Sammlung von Beweisen für die Kriegsverbrechen der deutsch-faschistischen Besatzer gegenüber Zivilisten und Kriegsgefangenen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Bereits 34 Urteile über die Anerkennung solcher Verbrechen als Völkermord am sowjetischen Volk wurden verkündet. Welche Rolle können die Ergebnisse dieser Arbeit beim Erhalt der historischen Wahrheit auf internationaler Ebene spielen?

Antwort: Die während der Ermittlungen zu den Kriegsverbrechen der Nazis und ihrer Helfer in den besetzten Gebieten der UdSSR, die im Jahr 2020 aufgenommen wurden, gesammelten Beweise über Massenmorde an sowjetischen Zivilisten und Kriegsgefangenen, Folterungen, Zwangsarbeit und andere Auswüchse der unmenschlichen nazistischer Ideologie, zeugen von einem gezielten, systematischen und beispiellosen Völkermord. Diese Arbeit ist von grundlegender Bedeutung, um die Fakten über die von den Nazis während des Großen Vaterländischen Krieges an den Völkern der Sowjetunion begangenen Völkermordverbrechen zu bestätigen und rechtlich zu verankern, die Grundlage für die strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen zu schaffen und das historische Gedenken an die Ereignisse jener Jahre zu bewahren.

Der Große Vaterländische Krieg brachte dem sowjetischen Volk, den Völkern Europas und der ganzen Welt unermessliches Leid. In unserem Land blieb praktisch keine Familie von den Folgen der Kampfhandlungen und Besatzung verschont. Der Sieg über den Nazismus wurde zu einem wahrhaft hohen Preis errungen. Der Krieg forderte über 27 Millionen sowjetische Menschenleben, verursachte unserem Land kolossale materielle Schäden und Zerstörungen.

Seit dem Nürnberger Militärgerichtshof, der den Nazismus als verbrecherische Ideologie eindeutig verurteilte, hat sich die Zahl der verfügbaren Quellen, die die zahlreichen Gräueltaten der deutschen Besatzer und ihrer Helfer auf sowjetischem Territorium belegen, vervielfacht. Neue Materialien und Augenzeugenberichte haben es ermöglicht, unwiderlegbar zu beweisen: Der von Hitlerdeutschland begonnene Krieg war in Wirklichkeit ein Vernichtungskrieg gegen die Bevölkerung der UdSSR. Nach Angaben der russischen Rechtsschutzorgane beläuft sich die Zahl der zivilen Opfer der Hitlerbesatzung auf dem Territorium der Sowjetunion auf über 13,6 Millionen Menschen.

Es ist bekannt, dass bislang durch Suchmaßnahmen, unter anderem im Rahmen des Projekts „Ohne Verjährungsfrist“, über hundert Orte auf russischem Territorium identifiziert wurden, an denen zuvor unbekannte Massengräber unschuldig erschossener, zu Tode gefolterter Frauen, Kinder und älterer Menschen entdeckt wurden. Die sorgfältige Pflege von Gedenkstätten, die an den Völkermord am sowjetischen Volk im Großen Vaterländischen Krieg erinnern, ist eine vorrangige Aufgabe – sowohl für die heutige als auch für die kommenden Generationen Russlands. Die Verbreitung der Ergebnisse der Ermittlungen und der dabei gesammelten Beweise im Rahmen des erwähnten Projekts trägt zur Erhöhung des Bewusstseins der Bürger Russlands und anderer Länder über die historische Wahrheit und die von den deutsch-faschistischen Besatzern begangenen Verbrechen bei.

Das Gedenken an die Opfer, die unser Volk auf dem Altar des Sieges über den Nazismus gebracht hat, ist heilig. Wie Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin betont hat, ist „die Bewahrung des historischen Gedenkens nicht nur Ausdruck von Respekt vor der Vergangenheit, sondern auch eine Garantie für die Einheit des Volkes und die Souveränität des Staates in der Zukunft“.

Von grundlegender Bedeutung für uns ist die internationale Anerkennung der von den Hitlertruppen auf dem Territorium der Sowjetunion während des Großen Vaterländischen Krieges verübten Verbrechen als Völkermord an den Völkern der UdSSR. Diesem Ziel dient unsere gemeinsame Arbeit mit den GUS-Partnern auf internationalen Plattformen. Die Staatsoberhäupter der GUS-Staaten richteten einen Aufruf an die Völker der GUS-Staaten und die Weltöffentlichkeit anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg. In dem Dokument ist festgehalten, dass „die im Urteil des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg festgestellten Tatsachen der Vertreibung und Vernichtung der Zivilbevölkerung durch die Nazis und ihre Helfershelfer als Völkermord an den Völkern der Sowjetunion gewertet werden müssen“. Diese These ist auch in der Erklärung der OVKS bestätigt.

Alle Fakten, die durch die Mitarbeiter des Ermittlungskomitees Russlands aufgedeckt und von den russischen Gerichten anerkannt wurden, müssen der Weltöffentlichkeit in vollem Umfang zur Kenntnis gebracht werden, im Namen des Schutzes der historischen Wahrheit und der Bewahrung des Gedenkens an Millionen unschuldiger Bürger, die dem Nazismus und der menschenverachtenden Ideologie zum Opfer gefallen sind.

Frage: Russland hat dem Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen Materialien übermittelt, die den vom Kiewer Regime begangenen Völkermord an der Bevölkerung des Donbass belegen. Worauf stützen sich diese Materialien? Und wie sind die Aussichten auf eine objektive Prüfung dieser Unterlagen?

Antwort: Das von der Ukraine im Februar 2022 (unmittelbar nach Beginn der militärischen Spezialoperation) gegen Russland initiierte Verfahren im Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen auf Grundlage der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes 1948 hat sich gegen die Ukraine selbst gewendet.

In seinem Zwischenentscheid vom 2. Februar 2024 wies der Internationale Gerichtshof sämtliche ukrainischen Anschuldigungen bezüglich eines angeblichen Verstoßes Russlands gegen die Konvention vollständig zurück und entschied, dass das Verfahren künftig klären soll, ob die Ukraine selbst im Donbass Völkermord begangen hat. Damit hat sich das Kiewer Regime im Rahmen seiner eigenen Klage selbst auf die Anklagebank gebracht.

Am 18. November 2024 haben wir dem Gericht den zentralen Schriftsatz unseres Verfahrens vorgelegt – das sogenannte Gegen-Memorandum. Es handelt sich hierbei um den ersten Fall seit dem Nürnberger Prozess, in dem Russland faktisch als Ankläger vor einem internationalen Gericht auftritt. Die Parallelen zu Nürnberg enden nicht dort – wie auch damals geht es um ein nazistisches Regime, das Massengrausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung beging – aus rassistischen (ethnischen, nationalen) Motiven.

Unser Gegen-Memorandum stellt im Wesentlichen eine Anklageschrift dar, die die Beteiligung des Kiewer Regimes am Völkermord belegt – einschließlich direkter Ausführung, Duldung, Beihilfe sowie der Weigerung, die Verantwortlichen für Völkermord zur Rechenschaft zu ziehen.

Das Dokument umfasst 522 Seiten Haupttext sowie über 10.000 Seiten an Anhängen, die die Beweislage zu über 140 Fällen gezielter Tötung von Zivilisten im Donbass darlegen. Dies wird gestützt durch Aussagen von etwa 300 Zeugen und Opfern, Gutachten sowie weitere Materialien aus den vom Ermittlungskomitee Russlands geführten Strafverfahren.

In den Handlungen der ukrainischen Streitkräfte und der nazistischen bewaffneten Einheiten wurden Merkmale eines völkermörderischen Vorsatzes festgestellt – mit dem Ziel, die russische und russischsprachige Bevölkerung des Donbass, Bürger der Volksrepublik Donezk und Volksrepublik Lugansk, Angehörige der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche und allgemein die Bewohner der Region als ethnische, religiöse und nationale Gruppe zu vernichten. Es wurde die neonazistische Natur des Kiewer Regimes, seine ideologische Nähe zu den blutigen ukrainischen nationalistischen Bewegungen und zum Dritten Reich offengelegt. Beweise für umfassende Diskriminierung aus ethnischen und sprachlichen Gründen gegenüber Russen und Russischsprachigen wurden vorgelegt, ebenso wie für die Absicht Kiews, die russische Sprache und Kultur vollständig auszulöschen, das historische Gedenken an den Sieg über den Faschismus zu tilgen – bei gleichzeitiger Glorifizierung von Nazis und deren Helfershelfern, die für eine lange Reihe völkermörderischer Verbrechen verantwortlich sind – von den Petljura-Pogromen bis zum Holocaust.

Kaum jemand hätte wohl gedacht, dass man auf einem Territorium, das einst unter dem Nazismus gelitten hat, Straßen und Plätze nach Hitlers Komplizen benennen, mit Porträts von Naziverbrechern marschieren, ihnen Denkmäler errichten und Nazi-Symbole in den Streitkräften verwenden würde – und unter diesen Parolen die systematische Vernichtung alles Russischen betreiben würde. Doch genau das ist geschehen. Unsere Aufgabe im internationalen juristischen Bereich ist es, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Und zwar so öffentlich wie möglich – vor den Augen der internationalen Gemeinschaft. Zwar sind die Unterlagen des Verfahrens, einschließlich unseres Gegen-Memorandums, nach den Regeln des Gerichts derzeit vertraulich, doch sie werden veröffentlicht, sobald die öffentlichen mündlichen Anhörungen zur Sache beginnen.

Frage: Das russische Außenministerium entwickelt die digitale Diplomatie rasant weiter. Die Reichweite des Publikums, das verlässliche Informationen über unser Land erhalten kann, wächst. Gleichzeitig fördert die Digitalisierung eine massenhafte Verbreitung unterschiedlichster Fälschungen. Wie gelingt es heute, dagegen zu kämpfen?

Antwort: Das Ministerium entwickelt seit 2011 aktiv und systematisch den Bereich der digitalen Diplomatie. Innerhalb von knapp anderthalb Jahrzehnten hat sie sich von einem nützlichen Zusatzinstrument zu einem mächtigen Mittel der Verbreitung objektiver Informationen entwickelt, mit dem wir unsere Positionen weltweit direkt einer breiten ausländischen Öffentlichkeit vermitteln und umfassend über die russische Außenpolitik berichten können.

Gerade heute, unter Bedingungen eines vom „kollektiven Westen“ gegen unser Land entfesselten hybriden Krieges, vor dem Hintergrund der Sperrung russischer Medien und einer beispiellosen Zensur, ist die Bedeutung der Möglichkeiten der digitalen Diplomatie kaum zu überschätzen. Uns stehen über 20 offizielle Accounts des russischen Außenministeriums in sozialen Netzwerken sowie ein verzweigtes digitales Netzwerk des Ministeriums mit mehr als 1200 Accounts russischer Auslandsvertretungen, Ministeriumsabteilungen und Fachblogs der Diplomaten zur Verfügung, die rund um die Uhr in etwa zwanzig Sprachen vertreten sind.

In den letzten Jahren beobachten wir eine Vervielfachung der Falschinformationen. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: die gesteigerte Intensität der Informationsflüsse, böswillige Desinformationsaktivitäten des Westens und anderer Böswilligen sowie die Entwicklung angewandter KI-Technologien, mit denen audiovisuelle „Deepfakes“ im industriellen Maßstab produziert werden können. Diese haben inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem es mit bloßem Auge (oder Ohr) oft schwer fällt, Originale von Fälschungen zu unterscheiden.

Deshalb ist die Überprüfung und Kennzeichnung von Inhalten heute besonders wichtig. Es wäre naiv zu hoffen, dass der Westen, der Desinformationskampagnen und Manipulationen einsetzt, um Russland eine „strategische Niederlage zuzufügen“, plötzlich zur Vernunft kommt. Daher führen wir den Austausch über dieses wichtige Thema mit Gleichgesinnten im Rahmen von BRICS, SOZ, OVKS, GUS, der „Gruppe der Freunde der UN-Charta“ sowie im bilateralen Format mit Ländern der globalen Mehrheit.

Wir liefern umfassende Informationen über unser Land und die russische Außenpolitik, um keinen Raum für Spekulationen zu lassen. Wir arbeiten konstruktiv mit dem Ermittlungskomitee zusammen: Auf unseren Plattformen heben wir dessen Veröffentlichungen hervor und unterstützen sie – insbesondere solche über Verbrechen bewaffneter ukrainischer Einheiten, einschließlich Terroranschlägen, sowie über verdiente Urteile russischer Gerichte gegen ukrainische Neonazis.

Gleichzeitig gehen wir systematisch gegen Fakes vor, dokumentieren Lügen und Desinformationen und widerlegen sie zügig auf der Grundlage von Fakten. Wir veröffentlichen und verbreiten „Anti-Fakes“ sowie länderbezogene Widerlegungsberichte. Die Reaktion des Publikums auf unsere Enthüllungen ist lebhaft und positiv, wir befinden uns also auf dem richtigen Weg.

Frage: Das russische Außenministerium organisiert jährlich eine Vielzahl an Veranstaltungen zum Tag des Sieges. Wie kommt so etwas bei den Einwohnern in Europa an?

Antwort: Solche Aktionen führen wir schon seit langem durch und arbeiten dabei erfolgreich mit verschiedenen russischen Organisationen zusammen. Dazu zählen die Russische Historische Gesellschaft, die Russische Militärhistorische Gesellschaft, die Stiftung zum Gedenken an Alexander Petschorski, das Bildungszentrum „Holocaust“ und viele andere. Im Januar wurde im UNO-Hauptquartier eine Ausstellung eröffnet, die einer der tragischsten Seiten des Großen Vaterländischen Krieges gewidmet ist – der Blockade von Leningrad. Sie wurde vom Nationalen Zentrum für historisches Gedenken beim Präsidenten der Russischen Föderation gemeinsam mit der Ständigen Vertretung Russlands bei der UNO vorbereitet. Derzeit wird diese Ausstellung bereits im Generalkonsulat Russlands in Kapstadt gezeigt. Das Präsenzformat wird dabei hervorragend durch das virtuelle ergänzt und erlaubt es, durch den persönlichen Kontakt den Besuchern die Bedeutung des Sieges für unser Volk und den Schmerz über die erlittenen Verluste emotional nahezubringen.

Im Westen findet eine aktive Umformatierung der historischen Erinnerung statt – die Verleumdung der Roten Armee, das Vergessen ihres Heldentums und ihrer Opfer, die Gleichsetzung der Sowjetunion mit dem Nazi-Deutschland. Das deutlichste und „frischeste“ Beispiel für solche gotteslästerlichen Manipulationen und Faktenverdrehungen sind die alljährlichen Gedenkveranstaltungen zum Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar. Seit 2005 wird dieses Datum auf russische Initiative von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust begangen. Russland hatte seinerzeit eine Million US-Dollar in den Fonds des polnischen Museums eingebracht. Das Museum des Sieges am Poklonnaja-Hügel hat in Block Nr. 14 des ehemaligen Lagers eine Dauerausstellung über sowjetische Häftlinge vorbereitet. Doch nun haben die polnischen Behörden und die Museumsleitung die Ausstellung geschlossen, und offizielle russische Vertreter werden nicht mehr eingeladen. Statt vom „Befreiung“ des Lagers ist nun vom „Betreten“ des Geländes durch die Rote Armee die Rede.

Doch nichts kann die historische Wahrheit verzerren. Die Völker der ehemaligen Sowjetunion, heute vereint in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit und der Eurasischen Wirtschaftsunion, erinnern sich an ihre gemeinsamen Opfer und ehren die Helden der Roten Armee. Das Jahr 2025 wurde in der GUS zum Jahr des 80. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg erklärt – zum Jahr des Friedens und der Einheit im Kampf gegen den Nazismus. Die Zahl ausländischer Staats- und Regierungschefs, die den Tag des Sieges gemeinsam mit uns feiern möchten, wächst.

Die Rolle unserer Landsleute im Ausland beim Einsatz für die historische Wahrheit darf nicht unerwähnt bleiben. In etwa 120 Ländern der Welt sind aktiv Räte russischer Landsleute tätig, die eine ganze Reihe von Veranstaltungen vorbereiten, darunter Filmvorführungen, Diskussionen und Treffen mit Politikwissenschaftlern. Sie planen ihre Beteiligung an Aktionen wie „Unsterbliches Regiment“, „Sankt-Georgsband“, „Kerze des Gedenkens“, „Garten des Gedenkens“, sie nehmen am „Diktat des Sieges“ und vielen anderen großartigen Initiativen teil, die darauf abzielen, das Gedenken an den Sieg und die Sieger an die nächste Generation weiterzugeben.

Die Bedeutung der historischen Erinnerung für das gesellschaftliche Bewusstsein und die bürgerliche Einheit kann kaum überschätzt werden. Geschichte ist längst nicht mehr ausschließlich eine Wissenschaft über die Vergangenheit. Nur durch aktive und koordinierte Informationsarbeit unter Einbeziehung aller interessierten Akteure – Landsleute, Experten, russische Museen, wissenschaftliche und Bildungseinrichtungen, staatliche und gesellschaftliche Organisationen – lässt sich der Strom historischer Fälschungen aufhalten und eine objektive Sichtweise auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Rolle unseres Landes darin voranbringen.


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