Kommentar der Offiziellen Sprecherin des Außenministeriums Russlands, Maria Sacharowa, zur humanitären Situation im Jemen
Wir müssen uns wieder der humanitären Situation im Jemen zuwenden. Nach einer neuen Eskalation der Gefechte wird die Situation dort immer katastrophaler. Diese erschreckenden Schätzungen wurden auch im Laufe eine Briefings im UN-Sicherheitsrat am 10. März vom Stellvertretenden UN-Generalsekretär für humanitäre Fragen, Stephen O’Brien, bestätigt. Die von ihm angeführten Angaben waren wirklich schockierend: Der UN-Vertreter bezeichnete die Situation im Jemen als „größte humanitäre Krise weltweit“.
Die Gefechte zwischen den jemenitischen Konfliktseiten unter unmittelbarer Beteiligung der von Saudi-Arabien angeführten Koalition haben seit März 2015 mindestens 7500 Menschen das Leben gekostet, wobei mehr als 40 000 Menschen verletzt wurden. Humanitäre Hilfe brauchen etwa 19 Millionen Menschen. Mehr als sieben Millionen Menschen, vor allem Kinder, verhungern. Zwei Millionen Jemeniten wurden innerhalb des Landes zu Zwangsumsiedlern, darunter 62 000 Menschen allein in den letzten eineinhalb Monaten. Viele von ihnen haben kein Zuhause und leben unter freiem Himmel. Es gibt auch mehrere Zehntausende Flüchtlinge. Wegen der Offensive der Koalitionskräfte nahe der Stadt Moha mussten mehr als 48 000 Einwohner die Stadt verlassen.
Für eine weitere blutige Episode ist die Luftwaffe der Koalition verantwortlich, die am 10. März laut Berichten einen Markt in der Stadt Hoha zerbombte. Dabei wurden mehrere Dutzende Zivilisten getötet und mehrere weitere Dutzende verletzt.
Äußerst beunruhigend sind die Pläne zur Erstürmung der größten jemenitischen Hafenstadt Hodeida. Die Gefechte dort werden unvermeidlich zur massenhaften Umsiedlung der Einwohner führen und de facto die Hauptstadt Sanaa von den Wegen abschneiden, durch die sie mit Lebensmitteln und humanitären Hilfsgütern versorgt wird. Welche Folgen das haben könnte, ist wohl offensichtlich.
Riesige Schäden werden wegen durch die Luftangriffe der zivilen Infrastruktur Jemens zugefügt. Es wurden viele Schulen, Krankenhäuser und Verkehrsobjekte zerstört. Wegen der andauernden Luftblockade und der Behinderung der Güterbeförderung per See gibt es Probleme bei der Lebensmittel- und Brennstoffversorgung. Es mangelt an Medikamenten, weshalb viele Jemeniten an Krankheiten sterben, die heutzutage durchaus heilbar sind. Im Norden des Landes ist eine katastrophale Situation wegen des ausbleibenden Bargeldes entstanden. Mitarbeiter von Staatsunternehmen bekommen seit mehr als einem halben Jahr keine Entlohnung.
Von diesem Chaos profitieren die IS- und al-Qaida-Terroristen, die in verschiedenen Teilen Jemens, vor allem im Süden des Landes, bleiben und die humanitäre Situation dort zusätzlich anspannen.
Dabei wird diese Situation in westlichen Medien kaum beleuchtet und im Grunde verschwiegen. Der Westen zeigt kein Interesse dafür, was sich von seinen übertriebenen Aktivitäten in Bezug auf die Situation in Syrien stark unterscheidet.
Die russische Botschaft in Sanaa fördert intensiv die Aktivitäten des humanitären UN-Teams mit Jamie McGoldrick an der Spitze. Dank unserer Bemühungen wurde ein Sekretariat gegründet, das die Handlungen der UN-Vertreter und der faktischen Behörden in der Landeshauptstadt koordiniert, vor allem zwecks Versorgung der Einwohner des Landes mit humanitären Hilfsgütern.
Wir rufen zur unverzüglichen Einstellung jeglicher Gewaltaktionen auf, egal wie sie gerechtfertigt werden sollten. Wir sind überzeugt, dass der Konflikt im Jemen mit militärischen Mitteln keineswegs geregelt werden kann. Die Seiten sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren – unter Mitwirkung des UN-Beauftragten Ismail Ahmed, und über die Feuereinstellung und die politische Regelung dieses Konflikts reden.