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Antworten des Sprechers des Außenministeriums Russlands, Alexander Lukaschewitsch, auf Pressefragen zum Bau der Transkaspischen Gasleitung

1136-09-06-2015

Frage: In letzter Zeit wird in der Presse der mögliche Bau der Transkaspischen Gasleitung immer aktiver besprochen, die Turkmenistan und Aserbaidschan zwischen ihren Küsten unter politischer und finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und der USA verlegen möchten. Können Sie erklären, warum Russland gegenüber diesem Projekt so skeptisch eingestellt ist?

Antwort: Das Problem des Baus der Sammelleitungen in dem in jeder Hinsicht einzigartigen See, dem Kaspischen Meer, soll unserer Meinung nach vor allem durch das Prisma der Ökologie und erst dann unter dem wirtschaftlichen Aspekt in Betracht gezogen werden. Über die Wirtschaftlichkeit des Projektes, seiner Effektivität und die finanzielle Amortisation sollen diejenigen urteilen, die darin investieren wollen. Und die ökologische Seite betrifft in erster Linie ausnahmslos alle Länder, deren Küsten zum Kaspischen Meer gehören. Und hier haben alle fünf kaspischen Staaten ihr Stimmrecht.

Das Kaspische Meer reagiert auf geringste Veränderungen der Umwelt äußerst empfindlich.Die Gründe dafür könnten insbesondere die Verlegung der Transkaspischen Gasleitung, ihr Betrieb oder, Gott bewahre, Pannen in diesem System werden. Ich erinnere daran, dass der Brennstoffumschlag nach den technischen Richtliniendurch Sammelleitungen unter einem starken hohen Druck, als beim Transport vom Erdgasfeld an die Küstenzone erfolgt. Zu den ernsthaften Pannen könnten sowohl natürliche Katastrophen – ein Erdbeben und der Ausbruch der Unterwasservulkane mitten im Meersind keine Seltenheit -, als auch der menschliche Faktor gezählt werden. Das Risiko des menschlichen Faktors zeigen anschaulich weitreichende Umweltkatastrophen, wie die Katastrophe von Tschernobyl oder die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Aus diesen düsterenStunden müssen Lehren gezogen werden. Wir sind überzeugt, die ökologische Sicherheit im Kaspischen Meer sollte absolute Priorität haben.

Frage: Aber in den von der EU veröffentlichten Berichten geht es darum, dass keine Gefahr für die Umwelt im Zusammenhang mit dem Bau der Transkaspischen Gasleitung besteht.

Antwort: In diesen Materialien wird vorwiegend subjektiv beurteilt, die Politik steht über die Ökologie. Das Gutachten zu dem Infrastrukturobjekt, dessen Betrieb eine kritische Rolle für alle küstennahen Länder spielt, kann als legitim und objektiv gelten, wenn alle Interessenten daran teilnehmen.

Es sei angemerkt, dass sich westliche Naturschutzorganisationen, bei vollem Respekt vor ihrer Arbeit, seltsamerweiseauf die Umweltprobleme in den verschiedensten Teilen Russlands konzentrieren – von den Territorien hinter dem Polarkreis bis zum Baikalsee, es aber bevorzugen, über die potentiellen Bedrohungen für die Natur und den Mensch in der Kaspischen Region hinwegzusehen.

Frage: Sie haben gesagt, dass sich in die Frage der Transkaspischen Gasleitung die Politik viel einmischt. Meinen Sie, dass die Umsetzung dieses Projektes politische Risiken birgt?

Antwort: Die einseitigen Aktivitäten zum Bau der Transkaspischen Gasleitung würden das Vertrauen zwischen den kaspischen Ländern untergraben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass genau das die außenregionalen Lobbyisten des Projektes anstreben, indem sie sich selbst den Kaspi-Anrainern als „strategische Partner“ anbieten und den Befürwortern der Gasleitung allerlei politische Dividenden versprechen.

Ich erinnere daran, dass auf dem vorjährigen Kaspischen Gipfel in Astrachan die Staatsoberhäupter der fünf Länder öffentlich betonten, dass nur die küstennahen Staaten berechtigt sind, Beschlüsse über die wichtigsten Fragen des Kaspischen Meeres zu fassen und solidarisch die Verantwortung für seine Zukunft bestätigen. Wir sind der Meinung, dass zu solchen Fragen zweifellos auch das Thema der Gasleitung gehört.


9. Juni 2015

 

 


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