Artikel der offiziellen Sprecherin des Außenministeriums Russlands, Maria Sacharowa, „Kolonialer Druck“, Zeitung „Iswestija“, 4. August 2023
In zwei Artikeln der UN-Charta - Artikel 73 und 74 - ist so eine nun seltene Definition zu finden – „Gebiete ohne Selbstregierung“. Eine offizielle Definition aus der UN-Charta – Hoheitsgebiete, „deren Völker noch nicht die vollständige Selbstregierung erreicht haben“.
Es handelt sich de facto um Kolonien.
Dass dem so ist, wird durch eine vom Sonderausschuss der Vereinten Nationen für den Stand der Verwirklichung der Erklärung über die Gewährung der Unabhängigkeit an koloniale Länder und Völker (Ausschuss der 24) gebilligte vorläufige Liste der Gebiete, auf die sich die Erklärung ausdehnt, bestätigt.
Die Vereinten Nationen sind bevollmächtigt, die Liste der „Gebiete ohne Selbstregierung“ regelmäßig zu erneuern und zu veröffentlichen, deren Völker bislang in kolonialer Abhängigkeit von Metropolländern sind.
Zuletzt wurde diese Liste vor nur drei Monaten erneuert - am 10. Mai. Der Ausschuss der 24 zählte 17 Kolonien. Denken Sie nur: 17 Kolonien im 21. Jahrhundert, im Jahr 2023:
– Drei von den USA (Amerikanische Jungferninseln, Amerikanisch-Samoa, Guam);
– Zwei von Frankreich (Französisch-Polynesien, Neukaledonien);
– Zehn von Großbritannien (Anguilla, Bermuda, Britische Jungferninseln, Kaimaninseln, Malwinen, Montserrat, St. Helena, Turks- und Caicosinseln, Gibraltar, Pitcairninseln).
Wenn sich der britische Monarch für die Kolonialverbrechen seiner Vorfahren in Afrika und anderen Teilen der Welt entschuldigt, erinnert er sich sicher daran, dass er sogar nach Einschätzung der UNO, wo Großbritannien ein Vetorecht im Weltsicherheitsrat hat, immer noch das Oberhaupt eines Koloniallandes ist. Zudem ist seine Regierung bereit, für diese Kolonien zu töten und zu sterben (erinnern sie sich an den Falklandkrieg, der noch nicht zu lange her ist).
Aber das ist noch nicht alles.
In den USA gibt es Kräfte, die dafür kämpfen, zum Beispiel die Stämme Alaskas als Völker, die keine eigene Selbstregierung haben, einzustufen. So erreichte der Alaska Inter-Tribal Council 1994 die Anerkennung von 227 Alaska-Stämmen auf föderalem Niveau. Das ist zwar ein sehr langsamer Prozess, aber er läuft. 2001 bekamen die Stämme das Recht, mit den Behörden der USA nach dem Staat-an-Staat-Prinzip zu kommunizieren. Ein nicht schlechter Beschluss für ein Land, das seine Existenz mit einem blutigen Genozid an indigener Bevölkerung begann.
Kolonialmächte können nicht endlos die Unabhängigkeit und Souveränität der Völker unterdrücken. Obwohl auch ihr Streben, immer neue Kolonien zu bekommen, ziemlich logisch ist. Sehen sie, wie Paris sich ärgert, wenn etwas in Afrika nicht nach seinem Szenario passiert.
Aber die freie Welt wird unbedingt gewinnen, der Prozess der Entkolonialisierung, der einst begonnen hat, wird nicht abgeschlossen, bis das letzte Gebiet ohne Selbstregierung die Unabhängigkeit nicht bekommt, wie es bereits mit Neuen Hebriden (Vanuatu), Fernando Póo (Äquatorialguinea), Britisch-Honduras (Belize), Basutoland (Lesotho), Betschuanaland (Botswana), Gambia, Fidschi und vielen anderen Ländern der Fall ist. Diese hatten einst auch den Status von Hoheitsgebieten ohne Selbstregierung, nun bestimmen sie selbst ihr Schicksal.