17:09

Rede und Antworten des Außenministers der Russischen Föderation, Sergej Lawrow, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach den Verhandlungen mit dem Außenminister der Volksrepublik Lugansk, Wladislaw Deinego, und dem Ersten Stellvertretenden Außenminister der Volksrepublik Donezk, Sergej Peressada, Moskau, 25. Februar 2022

360-25-02-2022

Guten Tag,

wir hatten Verhandlungen mit den Leitern der außenpolitischen Dienste der Volksrepubliken Donezk und Lugansk.

Am 21. Februar traf der Präsident Russlands, Wladimir Putin, nach der Erörterung der Appelle von Donezk und Lugansk den Beschluss über die Anerkennung von zwei diesen Republiken als souveräne, unabhängige Staaten. Es wurden entsprechende Erlässe unterzeichnet. Am 22. Februar dieses Jahres wurden auf Grundlage dieser Erlässe diplomatische Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und zwei diesen Republiken aufgestellt.

Heute hatten wir während der Verhandlungen schon in einer neuen Gestalt einen Meinungsaustausch zu konkreten Fragen unseres Zusammenwirkens. Unter diesen Fragen gab es auch solche ziemlich dringlichen Fragen wie die Organisierung der Arbeit zur Öffnung der Botschaften der Volksrepublik Donezk und Volksrepublik Lugansk in Moskau und Öffnung der russischen diplomatischen Missionen in Donezk und Lugansk.

Wir sprachen auch über die Unterstützung seitens der Russischen Föderation in Form der humanitären Hilfe an die Personen, die gezwungenermaßen zeitweilig aus der Volksrepublik Lugansk und Volksrepublik Donezk wegen des andauernden Beschusses seitens der Streitkräfte der Ukraine umgesiedelt wurden. Wir leisteten auch früher große humanitäre Hilfe an Donbass, das zum Opfer einer bewaffneten Aggression der ukrainischen Nationalisten wurde, die bei einem verfassungswidrigen Staatsstreich mit offen russlandfeindlichen Mottos, die damals von niemandem bemerkt wurden, an die Macht kamen.

Im Ergebnis wurden der Russlandhass und Neonazismus die Grundlage des ukrainischen Regimes. Das alles brachte das Land in eine tiefe Tragödie. Unter den Maßnahmen, die Genozid-Anstifter in der Ukraine in der frühen Etappe ihrer Handlungen unternahmen, war eine totale handelswirtschaftliche Blockade von Donezbecken. Sie dauerte bis zur letzten Zeit bei schweigender „Wahrnehmung“ seitens der westlichen Schutzherren der Ukraine.

Wir mussten einen entscheidenden Teil der Versorgung von Donbass mit humanitären Frachten übernehmen. Es wurden mehr als 100 humanitäre Kolonnen organisiert, mehr als 100.000 humanitäre Güter an die Einwohner dieser Region geliefert: Medikamente, andere medizinische Erzeugnisse, Lebensmittel, Bedarfsgüter, Waren für Kinder u.a. Anschließend trafen wir unter Bedingungen dieser unmenschlichen Blockade bei absoluter Nichtverhinderung seitens der westlichen Länder, darunter die Mitverfasser der Minsker Abkommen, Berlin und Paris, eine ganze Reihe von Maßnahmen, um das Schicksal der Einwohner von Donezbecken unter diesen Bedingungen zu erleichtern, die Probleme des Zugangs der Erzeugnisse der Industrieunternehmen von Donezbecken auf den russischen Markt zu lösen. Es wurde auch ein Erlass angenommen, der die Bedingungen für den Erhalt der russischen Staatsbürgerschaft vereinfachte. Ich hoffe, dass alle diesen Beschränkungen, die mit der Handelsblockade durch Kiew verbunden waren, jetzt schon vorbei sind.

Heute besprachen wir praktische Aufgaben, die sich aus den Verträgen über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe, vor allem aus der Sicht der Bildung der vertragsrechtlichen Basis in allen Richtungen unseres Zusammenwirkens ergeben. Die Praxis zeigt, dass es einige Dutzend solche Verträge geben soll. Alle Ministerien, Dienste der Russischen Föderation und ihre Partner in Donezk und Lugansk werden untereinander Verbindungen aufstellen und die Abstimmung der Regeln, Zwischenregierungsvereinbarungen erreichen, auf deren Grundlage das Zusammenwirken im wirtschaftlichen, militärischen, militärtechnischen, humanitären Bereich, in allen Bereichen, in den einfache Staaten funktionieren, erfolgen wird.

Wir bestätigten unsere unveränderliche Unterstützung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk bei ihrem Streben, ihre Selbstständigkeit zu festigen, ihre Rechte zu gewährleisten. Vor allem, das Recht auf diesem Boden zu leben und kulturelle, sprachliche und andere Traditionen der Bevölkerung von Donezbecken, die sich seit Jahrhunderten bildeten und das ukrainische Regime jetzt untergraben will, aufzubewahren.

Wir haben vereinbart, eine Reihe der Konsultationen zwischen unseren Abteilungen durchzuführen, Aufenthalte für Mitarbeiter des Außenministeriums der Volksrepubliken Donezk und Lugansk zu organisieren.

Ich denke, dass man nützliche und praktische Ergebnisse unseres heutigen Gesprächs feststellen kann.

Frage: Präsident Wladimir Selenski erklärte über die Bereitschaft Kiews zu Verhandlungen, doch es sind Sicherheitsgarantien erforderlich, die angeblich niemand gibt. Ist Moskau zu solchen Verhandlungen bereit? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Sergej Lawrow: Präsident Wladimir Selenski sagte nicht die Wahrheit und hat  Sie angelogen. Er erwähnte Verhandlungen zumindest in zwei Dimensionen: Zunächst weigerte er sich kategorisch, die Minsker Abkommen zu erfüllen, rief seine westlichen Schutzherren dazu auf, Normandie-Formate mit und ohne Anlass einzuberufen, ohne zu garantieren, dass diese Treffen mit irgendwelchen realen Ergebnissen begleitet werden. Diese Aufrufe waren darauf gezielt (das wurde offensichtlich), eine konkrete Arbeit, die von ihm zur Umsetzung der Vereinbarungen erforderlich war, die während der vorherigen Verhandlungsrunden erreicht worden waren, auszutauschen.

Das zweite Beispiel, als Präsident Wladimir Selenski zu Verhandlungen aufrief – sind die Verhandlungen über den Nato-Beitritt, Bereitstellung von Sicherheitsgarantien von der Nato. Das war doch alles offen und vor kurzem, alle hörten das. Es gab auch Drohungen, dass die Ukraine, wenn sie gemäß dem Budapester Memorandum nicht geschützt wird, frei von der Verpflichtung sein wird, keine Atomwaffe zu haben. Ich hoffe, dass das Budapester Memorandum von allen gelesen wurde. Dort gibt es keine Verpflichtung, antistaatliche Staatsstürze anzuerkennen, dem Regime entgegenzukommen, der den Genozid gegen einen Teil seines Volkes erklärte, indem man gegen die russische Sprache, gegen russische Bildung, gegen viele Dinge, die mit der russischen Kultur direkt verbunden sind und ein unabdingbarer Teil der modernen ukrainischen Gesellschaft ist, einschließlich der orthodoxen Kirche, die er nach seinem Vorgänger, Präsident Pjotr Poroschenko, auch zerstört. Deswegen gibt es hier keinen Mangel an Möglichkeiten, die von Präsident Wladimir Selenski verpasst wurden.

Wir schlugen vor, die Sicherheitsgarantien im Dezember 2021 zu besprechen. Er wusste darüber sehr gut Bescheid. Die einzige Voraussetzung war – die Forderung der Vereinbarungen, die auf der höchsten Ebene in der OSZE unterzeichnet wurden, zu erfüllen. Damit niemand mehr versucht, die eigene Sicherheit auf Kosten der Sicherheit der anderen zu festigen. Er wollte diese Verpflichtung nicht erfüllen. Wie auch seine westlichen Schutzherren wollten ihre Verpflichtung, die in dieser Phrase, diesen Worten enthalten waren, nicht erfüllen. Alle sagten, dass die Freiheit der Wahl der Allianz als Mittel für Gewährleistung der Sicherheit für die Ukraine „heilig“ ist. Deswegen sagt er Ihnen jetzt keine Wahrheit. Er lügt, wenn er sagt, dass er bereit sei, einen neutralen Status zu besprechen. Wir schlugen jede Varianten der Gewährleistung der Sicherheit vor. Präsident Wladimir Putin sagte darüber auf der Pressekonferenz nach den Verhandlungen mit Präsident Emmanuel Macron. Er sagte direkt, dass die Erweiterung der Nato unannehmbar ist, aber wir wollen bei gemeinsamen Verhandlungen und Anstrengungen nach solchen Varianten der Gewährleistung der Sicherheit suchen, die entsprechende Bedingungen, Möglichkeiten und Forderungen für die Ukraine, europäische Länder und natürlich die Russische Föderation garantieren werden.

Unsere Initiativen zur Gewährleistung der Sicherheit vom Dezember 2021 sind gerade auf die Suche nach Garantien außerhalb der Rahmen der Erweiterung der militärpolitischen Blöcke, vor allem die Nato gezielt. Deswegen sind verpasste Möglichkeiten des Präsidenten Wladimir Selenski gut bekannt und man soll jetzt nicht „vom kranken Kopf auf einen gesunden Kopf abwälzen“,

Frage (übersetzt aus dem Englischen): Was ist das Ziel dieser Operation? Den demokratisch gewählten Präsidenten der Ukraine, Wladimir Selenski, zu stürzen? Wie ist der Plan des Ausstiegs aus dieser Operation? Sie sagen, dass sie die Ukraine nicht besetzen wollen, doch wenn Russland eine prorussische Regierung installieren wird, wie beabsichtigen Sie, die russischen Soldaten abzuziehen?

Sergej Lawrow: Ich verwehre mich gegen den Gedanken, dass ein Journalist eines so ernstzunehmenden Massenmediums nicht die Erklärung des Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, gelesen hat, die gestern am frühen Morgen gemacht wurde.

Alle Antworten auf die Fragen, die Sie jetzt stellten, sind in seiner Ansprache enthalten. Ich mache Sie erneut darauf aufmerksam, dass dort alles eindeutig gesagt wurde. Wir sehen keine Möglichkeit, die Regierung als demokratisch zu bezeichnen, die Genozid-Methoden zu ihrem eigenen Volk anwendet und es unterdrückt.

Sagen Sie mir bitte, damit wir ein Verständnis davon haben, aus welchen Positionen sie die aktuellen Ereignisse beleuchten? Werden in der demokratischen Gesellschaft, für deren Werte Sie so eintreten, Handlungen zum Verbot der Nutzung der Sprache, in der die Mehrheit der Bevölkerung spricht, akzeptiert? Wird in den Demokratien, die Sie vertreten, der Beschluss, die Ausbildung in der russischen Sprache, in jeder Sprache, in der die Gesellschaft spricht, ab der 5. Klasse zu verbieten, akzeptiert? Die Benutzung der Muttersprache im Alltagsleben, darunter in Geschäften, Hotels bzw. anderen öffentlichen Plätzen zu verbieten? Ist es in demokratischen Gesellschaften verbreitet zu sagen, dass Menschen, die sich jetzt in einem Teil des Territoriums, in diesem Fall der Ukraine befinden, keine Menschen, sondern „Unmenschen“, „Einzelwesen“ sind, wie Präsident Wladimir Selenski sie nannte? Heute erinnerten wir uns auf unseren Verhandlungen daran, wie Präsident Pjotr Poroschenko, als er die Leitung des Landes übernahm, versprach, nach der demokratischen Wahl mit seinem Volk umzugehen? Er sagte, dass wir, in unserer Ukraine, die wir kontrollieren, alles haben werden: Schulen, Kindergärten, Essen, Vergnügen, Prosperität, und diese (er wies auf Donezbecken hin) werden in Kellern sitzen und in diesen Kellern faulen. Etwas ähnliches sagte auch Präsident Wladimir Selenski, als er forderte, dass jene, die einen Zusammenhang mit der russischen Kultur spüren, aus der Ukraine abhauen sollen. Sagen sie mir, wenn in Irland plötzlich die englische Sprache verboten wäre, wie hätte Großbritannien darauf reagiert? Oder wenn in Belgien französische Sprache verboten wäre? Ich kann es mir nicht vorstellen, dass solche gesetzgebende Initiative länger als einige Tage bzw. Stunden gedauert hätte. Doch im Westen wird alles ausschließlich via Prisma ihrer egoistischen Interessen wahrgenommen. Also wenn Sie bei irgendwelchen Fragen beeinträchtigt werden, beginnen Sie sofort für Aufsehen zu sorgen, aber wenn sprachliche, kulturelle, religiöse Rechte von Millionen Menschen in der Ukraine verletzt werden, legen sie den Schwerpunkt nicht auf die Menschenrechte, sondern auf den „demokratischen“ Charakter des Regimes. Deswegen sollen Sie Wladimir Putin, seine Ansprache lesen. Niemand hat es vor, die Ukraine zu besetzen. Das Ziel der Operation ist offen erklärt – Demilitarisierung und Denazifizierung. Denn ständige Fackel-Prozessionen, Glorifizierung der Nazis, Nazi-Gewohnheiten in so genannten Freiwilligenbataillonen – das alles erfolgt bei vollständiger Nachsicht und Schweigen, darunter seitens der Massenmedien.

Ich muss sagen: Jetzt macht ein CNN-Korrespondent etwas an der ehemaligen Kontaktlinie, reist durch die Ukraine. Doch in allen diesen acht Jahren gewährleistete niemand von westlichen Unternehmen, darunter die hier vertretenen respektierten Massenmedien eine ständige Beleuchtung der Ereignisse an der Kontaktlinie. Während an der Kontaktlinie seitens der Aufständischen rund um die Uhr unsere Journalisten arbeiteten und die Wahrheit zeigten: wie der zivile Sektor zerstört, Frauen und Kinder getötet werden, gegen Objekte geschossen wird, die in jeder Situation geschützt werden sollen, sonst ist es ein Kriegsverbrechen. Ungefähr auch so bombardierte die Nato Belgrad, nahm bewusst Passagierzeuge auf Brücken ins Visier, beschoss bewusst das Fernsehzentrum. Also das Kiewer Regime hat hier, nach wem es sich richten kann. Doch wie werden die Ergebnisse dieser ganzen Arbeit sein, von all dem, was jetzt passiert, werden wir je uns nach den Umständen richten, wie Präsident Russlands, Wladimir Putin sagte. Er bestätigte nochmals, dass wir daran interessiert sind, dass das ukrainische Volk unabhängig ist, eine Regierung hat, die sie in seiner Vielfalt vertreten wird, damit das Volk nicht in der Situation ist, wenn er unter vollständiger äußerer Verwaltung ist, die darauf gezielt ist, Neonazismus, Genozid der Russen zu fördern und die Ukraine als Instrument zur Abschreckung Russlands zu nutzen.

Frage (übersetzt aus dem Englischen): Lassen Sie uns Euphemismen beiseite lassen – das ist kein militärischer Sondereinsatz, nicht wahr? Das ist eine umfassende russische Invasion in die Ukraine. Wie können Sie diesen Angriff auf eine friedliche Nation, auf Ihren Nachbarn rechtfertigen? Glauben Sie, dass die Ukraine nach Osten und nicht nach Westen gehen will, wenn Sie sie beschießen?

Sergej Lawrow: Ich bin kein Experte für Euphemismen – da müssten wir bei den Angelsachsen viel lernen. Nehmen Sie einmal die Beschreibung all der Interventionen gegen Jugoslawien (das war „Kampf für Demokratie“), die Zerstörung des Iraks, Libyens (das war ja auch „Kampf für Förderung der Demokratie“), Hunderte und Tausende Todesopfer – aber was Euphemismen angeht, werde ich mich mit Ihnen erst gar nicht messen.

Was die Antwort auf Ihre Frage angeht, so was kann man mit den Wünschen der Ukrainer tun, die „dorthin und hierher wollen“? Man hätte daran von Anfang an denken! 2008 hatte Präsident Putin beim Russland-Nato-Gipfel in Bukarest gewarnt, dass die Mitglieder der Nordatlantischen Allianz es sich dreimal überlegen sollten, bevor sie mit Stolz festschreiben, dass die Ukraine und Georgien „in der Nato sein werden“. Ihm wurde das als ein großer Kompromiss dargestellt, der Deutschland und Frankreich gelungen sei und mit dem der Vorschlag der Amerikaner ersetzt wurde, der Ukraine und Georgien sofort Aktionspläne zwecke Beitritts vorzulegen. Er sagte damals, dass sie sich besinnen sollten, dass sie einen solchen Umfang mit dem unabhängigen Land vermeiden sollte, das erst dabei war, seine Staatlichkeit zu festigen. Präsident Putin erzählte damals etwas, was er zuvor in seinen Artikeln geschrieben hatte: Dass der ukrainische Staat sehr brüchig war, dass man mit ihm sehr vorsichtig umgehen sollte. Aber unsere Kollegen aus der Nato zogen es vor, ohne jegliche Euphemismen auf ihr Ziel „mit vollen Segeln“ loszugehen, und das Ziel war ganz klar (wenn man bedenkt, was Sie über den Westen und Osten der Ukraine sagten): den russischsprachigen und russischkulturellen Osten der Ukraine der prowestlichen „Bandera-Mentalität“ zu unterordnen. Für mich ist offensichtlich, dass dieses Ziel schon damals gestellt wurde. Dafür, dass es keine Euphemismen gibt, wollen wir, dass das ukrainische Volk oder, wie Präsident Putin gesagt hat, alle Völker, die auf dem Territorium der heutigen Ukraine leben,  die Möglichkeit haben, frei und ohne Versuche, sie ins Joch der  „Bandera-Psychologie“ zu treiben, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.

Russland wird die Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine sichern. Wir hatten viel zu stark unter dem Nazismus gelitten. Das ukrainische Volk litt auch unter dem Nazismus, und man darf nicht darauf ein Auge zudrücken und es leichtsinnig wahrnehmen. Von der Demilitarisierung ist es allgemein bekannt, niemand hätte das geduldet. Lesen Sie einmal, was US-amerikanische Generäle und Oberste a.D. schreiben – leider erzählen sie die Wahrheit, erst wenn sie ihren Dienst verlassen. Praktisch alle sagen, dass die USA es niemals dulden würden, wenn jemand Waffen aufstellen würde, die zur Militarisierung der mit ihnen benachbarten Territorien führen würden.

Und da wir gerade über das Jahr 2008 und den Bukarester Gipfel reden, lassen Sie mich erinnern, dass der damalige US-Repräsentant bei der Nato, Ivo Daalder, diese in Bukarest getroffene Entscheidung später als größten Fehler in der Geschichte der Allianz nannte. Da gab es schon keine Euphemismen.

Frage: Was denken Sie: Werden die eben verhängten westlichen Sanktionen gegen Russland einen Effekt haben? Was halten Sie von solchen Maßnahmen wegen des Beginns des Sondereinsatzes? Ist eine diplomatische Regelung möglich?

Sergej Lawrow: Wir haben uns immer für eine diplomatische Lösung eingesetzt. Ausgerechnet Russland spielte die entscheidende Rolle dafür, dass mit den Minsker Vereinbarungen eine zuverlässige Grundlage für eine diplomatische Lösung gelegt wurde. Vor den Minsker Vereinbarungen wollten die Volksrepubliken Donezk und Lugansk, die zuvor ihre Unabhängigkeit ausgerufen hatten, ihre Entscheidung nicht ändern, die von ihren Einwohnern getroffen worden war. Ausgerechnet Russland spielte die entscheidende Rolle, um sie zu überreden, die Minsker Vereinbarungen zu unterzeichnen, laut denen ihre territoriale Einheit und die Souveränität der Ukraine aufrechterhalten werden sollten – unter der Bedingung, dass die Donbass-Region einen Sonderstatus erhalten würde, dass man dort Russisch sprechen dürfte, dass Donbass eigene Rechtsschutzorgane haben und besondere Wirtschaftsbeziehungen mit Russland haben würde. Das ist das wichtigste. Dieser Status hätte in der ukrainischen Verfassung verankert werden sollen, es hätte eine Amnestie erklärt und die Handels- bzw. Wirtschaftsblockade vollständig abgeschafft werden sollen, die zuvor Pjotr Poroschenko verhängt hatte. Und es hätten auf Absprache mit beiden Republiken Wahlen stattfinden sollen. Diese ganze Basis wurde zerstört. All diese sieben Jahre nach der Unterzeichnung der Minsker Vereinbarungen versuchten wir, Kiew und auch seine westlichen Betreuer: Berlin, Paris, Washington – überzeugen, dass sie das Kiewer Regime zur Erfüllung dieser wichtigsten Bestimmungen zwingen sollten, von denen die Wiederherstellung der territorialen Einheit der Ukraine bei der Anerkennung der minimalen kulturellen und sprachlichen Rechte der Donbass-Bevölkerung abhing. Aber niemand hat einmal den Finger krumm gemacht dafür, dass die unverhohlene Sabotage seitens Pjotr Poroschenkos und auch Wladimir Selenskis ein Ende finden würde. Unsere zahlreichen Aufrufe (unter anderem öffentliche – wir appellierten an das Gewissen unserer westlichen Partner) sind leider nichts als Stimme des Rufenden in der Wüste geblieben.

Ich kann es einfach nicht glauben, dass die westlichen Politiker und Diplomaten immer wieder jegliche Versuche, Kiew zur Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zu zwingen, vehement zurückweisen. Und sie hofften wohl, dass dies so ewig dauern würde. Dass wir es ewig dulden würden, dass die Russen unterdrückt werden, dass die russische Sprache verboten wird. Ich wende mich an unsere westlichen Gesprächspartner: Könnt Ihr mir sagen, wie eure Reaktion wäre, wenn man in Irland Englisch verbieten würde? Bei uns mangelte es nicht an diplomatischen Lösungen von Konflikten und jeglichen bewaffneten Operationen, die unter anderem auf Wiederherstellung der demokratischen Ordnung ohne Elemente des Völkermords, Neonazismus und Militarismus ausgerichtet waren. Das wird alles zu Verhandlungen zurückkehren. Präsident Putin sagte, dass wir dafür eintreten, dass wir die Ukraine vom Militarismus und Neonazismus befreien und allen Völkern, die in diesem Land leben, die Möglichkeit geben, ihre Zukunft selbst zu bestimmen – ohne eine Druck von außerhalb.

Frage (übersetzt aus dem Englischen): China findet, dass Verhandlungen erforderlich sind. Wenn sie stattfinden könnten, dann mit wem: den USA, der Nato oder der Ukraine?

Sergej Lawrow: Chancen auf Verhandlungen bestehen bis zum Ende. Am 14. Februar berichtete ich Präsident Putin über die Reaktionen unserer Nato-Kollegen, vor allem der USA, auf Russlands Vorschläge zur Abstimmung von fairen Sicherheitsgarantien. Sie würden diese Garantien ehrlich, auf Basis von Beschlüssen gewährleisten, die auf höchster Ebene in der OSZE gefasst wurden. Unbedingt ehrlich und nicht hinterlistig, wie sie vom kollektiven Westen interpretiert wurden, als dieser erklärte, jedes Land hätte das Recht, sich Bündnisse zu wählen. Dass dieses Recht durch die Verpflichtung beschränkt ist, eigene Sicherheit nicht auf Kosten der Sicherheit anderer zu festigen, und einfach verschwiegen. Man behauptete, das wäre die „russische Deutung“. Wir können solche Mauschelei in Bezug auf Dokumente, die auf höchster Ebene vereinbart werden, nicht akzeptieren.

Darüber hinaus wollte der Westen aus den Minsker Vereinbarungen nur die Punkte „ausreißen“, die dem Kiewer Regime passten: die Kontrolle über die Grenzlinie den ukrainischen Militärs überlassen, denn dann würde alles wieder in Ordnung kommen. Und man sagte uns: „Vergesst über Sonderstatus, Wahlen, Amnestie usw.“ Wir hatten ja genug Verhandlungen – aber statt des Dialogs wurde immer wieder unverhohlene Sabotage vorgeschoben. Und parallel warf man Russland vor, es sollte – Überraschung! – die Minsker Vereinbarungen umsetzen. Frechheit ist ein bekannter Charakterzug mancher von unseren westlichen Kollegen. In diesem Fall ging das über alle akzeptablen Grenzen hinaus – die Situation wurde von der permanenten Verschlechterung der Lage der russischsprachigen Einwohner der Ukraine begleitet. Ich führte schon Beispiele dafür an, was mit der russischen Sprache, mit dem russischsprachigen Bildungswesen, mit der orthodoxen Kirche getan wurde. Wenn unsere westlichen Partner das an ihren Traditionen gemessen hätten, hätten sie eingesehen, dass es unmöglich war bzw. ist, das zu dulden.

Wir sind jederzeit zu Verhandlungen bereit, sobald die ukrainischen Streitkräfte auf den Aufruf Präsident Putins reagiert, den Widerstand eingestellt und Waffen gestreckt haben. Niemand hat vor, sie zu überfallen. Niemand hat vor, sie zu unterdrücken. Sie sollten ja in ihre Familien zurückkehren. Das ukrainische Volk sollte die Möglichkeit bekommen, sein Schicksal selbst zu bestimmen.

Frage (übersetzt aus dem Englischen): Ich befinde mich gerade in der ukrainischen Hauptstadt. Zuletzt sind Bombenangriffe auf die Stadtränder zu beobachten. Will Russland die ukrainische Führung „enthaupten“ und durch eine prorussische ersetzen?

Sergej Lawrow: Lassen Sie mich das nochmal erklären. Sie wollen doch gar nicht zuhören. Als ich die vorigen Fragen westlicher Medienvertreter beantwortete, verwies ich darauf, was Präsident Putin gesagt hatte. Ich verstehe, dass Sie jetzt keine Zeit haben, die Erklärung zu lesen, in der Russlands Position sehr ausführlich erläutert wurde. Dennoch rufe ich Sie auf, das zu tun. Da Sie sich in der Ukraine befinden, empfehlen Sie doch Ihren ukrainischen Kollegen, vor allem Vertretern der Streitkräfte der ukrainische, sie zu lesen!

Niemand will das ukrainische Volk überfallen oder ukrainische Militärs erniedrigend behandeln. Es geht darum, dass Neonazis und die Kräfte, die auf Methoden des Völkermords setzen, dabei behindert werden müssen, über dieses Land zu verwalten. Das Regime in Kiew wird gerade zwei Mechanismen der äußeren Verwaltung ausgesetzt: dem Westen (um die USA) und den Neonazis, die ihre „Kultur“ vorantreiben, die in der modernen Ukraine „floriert“.

Was Ihre Empfindungen als Person, die sich gerade in Kiew befindet, angeht, muss ich abermals sagen: Lesen Sie doch die Erklärung Präsident Putins! Es werden keine Schläge gegen die zivile Infrastruktur versetzt. Es werden keine Schläge gegen ukrainische Militärs in ihren Wohnheimen oder anderen Orten versetzt, die mit militärischen Objekten nicht verbunden sind. Die vorhandenen statistischen Angaben bestätigen das.

Ich möchte Sie als Vertreter eines freien Massenmediums fragen: Warum hat niemand von westlichen Journalisten in diesen acht Jahren die Ereignisse auf der westlichen Seite der Trennungslinie im Donbass ständig beleuchtet, die von der ukrainischen Regierung kontrolliert wurde? Besonders wenn man bedenkt, dass Sie jetzt die Ereignisse in Kiew so schrecklich finden. Hat jemand von CNN die Donbass-Region selbst besucht? Hat jemand gesehen, wie Schulen zerstört wurden, wie Frauen mit Säuglingen auf dem Arm getötet wurden? Wie Kindergärten Flächenbombardements ausgesetzt wurden? Ist jemand von Ihren Kollegen dort gewesen?

Ich denke, dass Sie Ihre Fragen ausgehend von den Fakten stellen sollten. Und Fakten wurden in der Erklärung Präsident Putins geschildert.

 

 

 


Дополнительные материалы

  • Фото

Фотоальбом

1 из 1 фотографий в альбоме

Некорректно указаны даты
Дополнительные инструменты поиска